Markus Freitag, Nicolas Grießhaber, Richard Traunmüller
Vereine als Schulen des Vertrauens? Eine empirische Analyse zur Zivilgesellschaft in der Schweiz

Swiss Political Science Review, 2009: 15, Heft 3, S. 495-527
ISSN: 1424-7755

In der Tradition von Alexis de Tocqueville wird zivilgesellschaftlichen Vereinigungen eine essentielle Bedeutung in der zwischenmenschlichen Vertrauensbildung zugeschrieben. Ziel des vorliegenden Beitrages ist es, den Zusammenhang zwischen Vereinsengagement und generalisiertem Vertrauen differenzierter zu betrachten und empirisch für die Schweiz zu untersuchen. Dabei werden sowohl das Engagement in verschiedenen Organisationstypen (brückenbildende vs. abgrenzende und isolierte vs. verbundene) als auch die vereinstypusunabhängige Integration miteinander verglichen. Empirische Analysen auf Basis aktueller Daten des Schweizer Freiwilligen-Monitors 2007 kommen dabei zu dem Schluss, dass entgegen weitverbreiteter Meinung die Vertrauensentwicklung in der Schweiz weniger vom Engagement in spezifischen Vereinen abhängt, sondern vielmehr dem Ausmass der persönlichen Integrationsbereitschaft geschuldet ist. Von entscheidender Bedeutung für die Vertrauensentwicklung ist also nicht die Qualität der hier untersuchten einzelnen Vereinigungen, sondern die Quantität des persönlichen Engagements.

According to the theory of Alexis de Tocqueville, associational life within civil societies is considered to be of essential importance for the generation of interpersonal trust. In this article, we take a closer look at the relationship between associational membership and generalized trust. We present an empirical analysis focusing on Switzerland and encompassing participation in different types of associations (bridging vs. bonding and isolated vs. connected associations) as well as multiple participation irrespective of the type of association. Empirical analyses on the basis of data obtained by means of the Schweizer Freiwilligen-Monitor of 2007 lead us to the conclusion that in contrast to widely-held beliefs the generation of trust in Switzerland does not so much depend on membership in specific associations but rather on the personal willingness to integrate. This means that social trust is built for the most part depending on the quantity of personal voluntary engagement, and scarcely depends on the quality of the associations joined.