Nach dem Vorbild der konzertierten Aktion der 70er Jahre versucht die Bundesregierung, ihre Arbeits- und Sozialpolitik mit den Spitzen der Arbeitgeber und -nehmer in einem Bündnis für Arbeit abzustimmen. Die Erfolgsaussichten des Bündnis für Arbeit können als hoch eingestuft werden, wenn eine korporatistische Interessenvermittlungsstruktur mit Spitzenorganisationen auf der Arbeitgeber-, der Arbeitnehmer- und der Regierungsseite vorliegt. Im folgenden Beitrag vergleichen wir die arbeits- und sozialpolitische Interessenvermittlungsstruktur vor und nach der Vereinigung, indem wir die Beziehungen der jeweils mehr als 100 relevanten Organisationen der Arbeits- und Sozialpolitik analysieren. Die Ergebnisse zeigen, daß vor der deutschen Vereinigung eine Struktur nach dem Muster der korporatistischen Interessenvermittlung vorlag, welche nach der deutschen Vereinigung eher einem etatistischen Muster entspricht. In der aktuellen politischen Situation dominieren die Verwaltungsakteure sehr stark den Zugang zu den politischen Akteuren der Arbeits- und Sozialpolitik. Gleichzeitig haben die Spitzenvertreter der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerschaft die Kontrolle über die Mitglieder ihrer funktionalen Sektoren verloren. Weil weder die Regierung noch Spitzenvertretungen von Kapital und Arbeit derzeit in der Lage sind, eine herausragende Position in ihrem jeweiligen funktionalen Sektor einzunehmen, ist nicht mit einem erfolgreichen Bündnis für Arbeit zu rechnen.