Die Auswahl eines „running mate“ durch einen von einer Partei nominierten Präsidentschaftskandidaten ist ein zentrales Ereignis in den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkämpfen. Vielfach wird argumentiert, dass nominierte Präsidentschaftskandidaten solche Personen als ihren Vizepräsidentschaftskandidaten auswählen, die etwaige Schwächen des jeweiligen Präsidentschaftskandidaten ausgleichen, innerparteiliche Brücken zu unterlegenen Parteiflügeln zu bauen oder eine regionale Disparität auszubalancieren. Zudem wird den persönlichen Eigenschaften von Vizepräsidentschaftskandidaten wie deren Geschlecht, ihrem ethnischen oder religiösen Hintergrund sowie ihrem politischen Karriereweg oder ihrer ideologischen Ausrichtung eine bedeutende Rolle für die Auswahl oder Nicht-Auswahl von möglichen Kandidaten beigemessen. In diesem Beitrag überprüfen wir die empirische Evidenz dieser theoretischen Zugänge auf der Grundlage eines neuen Datensatzes, der Informationen zu den Eigenschaften der Personen, auch im Verhältnis zum jeweiligen Präsidentschaftskandidaten, umfasst, die in die engere Wahl für das Amt des „running mate“ bei Demokraten und Republikanern in den Präsidentschaftswahlen von 1948 bis 2020 kamen. Die Ergebnisse, die auf bedingten logistischen Regressionsmodellen basieren, zeigen wenig Evidenz für den theoretischen Ansatz des „Ausbalancierens“ von etwaigen Schwächen des Präsidentschaftskandidaten durch einen Vizepräsidentschaftskandidaten. Hingegen zeigen die Analyseergebnisse, dass manche persönlichen Eigenschaften einer Person dessen Auswahl als „running mate“ begünstigen.