Die Gewerkschaften stehen heute in vielen europäischen Ländern vor beträchtlichen Mitgliederproblemen. Jedoch variiert der gewerkschaftliche Organisationsgrad zwischen einem eher niedrigen Niveau in Süd- und Osteuropa und einem höheren Niveau in Nordeuropa. Außerdem zeigen sich im internationalen Vergleich erhebliche Unterschiede zwischen sozialen Gruppen. Zu welchem Grad gelingt es den Gewerkschaften noch, ihre Klientel einzubinden und zumindest als Mitglieder zu mobilisieren? Dieser Frage wird mit Hilfe von deskriptiven Analysen des European Social Surveys von 2002/03 für West- und Ost-Deutschland sowie weiteren 18 europäischen Ländern nachgegangen. Es werden zentrale Muster der Inklusion bzw. Exklusion von Arbeitnehmerinteressen aufgezeigt und mögliche Erklärungen der (Nicht-) Mitgliedschaft in Gewerkschaften erörtert. Neben den sozialstrukturellen Ursachen für geringere Organisationsgrade von Frauen, Arbeitslosen und atypisch Beschäftigten, werden zentrale institutionelle Faktoren herausgearbeitet, die selektive Anreize für eine Gewerkschaftsmitgliedschaft schaffen und den betrieblichen Zugang für Gewerkschaften erleichtern. Die theoretische Fruchtbarkeit eines In-/ Exklusionsansatzes zeigt sich besonders in der mangelnden Repräsentation der Interessen von atypisch Beschäftigten und Arbeitslosen sowie solchen in peripheren (unorganisierten) Arbeitsplätzen.