Interview mit dem Mannheimer Politikwissenschaftler Marc Debus: „CDU ist die Leidtragende“

Date: 
Tuesday, 19. June 2018
Medium: 
Mannheimer Morgen

"(...) Vor diesem Hintergrund: Ist ein Bruch - wenn nicht jetzt, dann später - tatsächlich im Bereich des Denkbaren?

Debus: Ich kann mir nicht vorstellen, dass das die Akteure wirklich wollen. Wir haben ein zunehmend fragmentiertes Parteiensystem. In den letzten Umfragen lag die Union nur knapp über 30 Prozent. Wenn Sie davon die CSU mit sechs bis sieben Prozent abziehen, läge die CDU im Bereich von 25 Prozent. Da bräuchte die CDU nicht nur die SPD als Koalitionspartner, sondern zusätzlich noch Grüne oder FDP. Bei einem gespaltenen christdemokratischen Lager würde eine Koalitionsbildung noch einmal komplizierter. (...)

Debus: Gerade mit Blick auf die europäische Dimension der Flüchtlingspolitik gibt es einen - wenn auch kleinen - Flügel in der CSU, der mit den Positionen der Parteispitze nicht viel anfangen kann. Umgekehrt gilt das für den konservativen Teil der CDU ebenfalls. Würden also CDU und CSU bundesweit antreten, wären nicht nur die rein materiellen Kosten zu bedenken. Es gäbe dann zwei christdemokratische Parteien, die sich in ihrem Profil - trotz einiger Unterschiede - sehr ähneln würden. (...)"

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