Die Psychologie der Wahlentscheidung

Prof. Scott Matthews, PhD, ist neuer Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES). Er forscht über das Wahlverhalten der Bürger, Prozesse der Meinungsbildung und Gründe, warum Menschen ihre Parteipräferenzen ändern.

Durch kein anderes Ereignis werden so viele Wähler bewegt wie durch TV-Duelle. Oft ziehen solche Duelle Millionen von Zuschauern vor die Bildschirme. Dennoch ist der Einfluss der medialen Auseinandersetzungen auf die Wahlentscheidung der Bürger letzten Endes gar nicht entscheidend. „Unsere Studien zeigen, dass der Medieneinfluss auf die Meinungsbildung der Bürger oft geringer ist als angenommen“, sagt Prof. Scott Matthews, neuer Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung am MZES. Matthews ist auf Einladung von Prof. Dr. Rüdiger Schmitt-Beck an die Universität Mannheim gekommen und wird hier in den nächsten drei Jahren insgesamt zehn Forschungsmonate verbringen.

Als Grundlage für seine wissenschaftlichen Untersuchungen dient die deutsche Langzeitwahlstudie GLES (German Longitudinal Election Study). Die Studie liefert Daten zu den Bundestagswahlen 2009, 2013 sowie zu der im September anstehenden Parlamentswahl und gilt als das umfassendste Programm der deutschen Wahlforschung. Ihre Teilprojekte werden an verschiedenen Standorten in Deutschland angesiedelt, darunter in Berlin und Frankfurt. Am MZES betreut das Team um Prof. Schmitt-Beck die so genannten rollierenden Querschnittsumfragen sowie Inhaltsanalysen der Medienberichterstattung.

„Die GLES-Studie ist für mich eine einzigartige Quelle von Informationen“, sagt der kanadische Politologe. „Weltweit gibt es nur eine Handvoll von Studien, die die dynamischen Prozesse der Meinungsbildung und des Meinungswandels so genau abbilden“. Von besonderem Interesse sind für ihn Daten, die Aufschlüsse über die Psychologie des Wahlverhaltens geben, etwa darüber warum Wähler ihre Parteipräferenzen ändern und welche Rolle dabei die ökonomische Performanz der bestehenden Regierung spielt oder Faktoren wie familiäre Tradition und Gewohnheit.

Themen wie diese stehen auch im Mittelpunkt seiner Tätigkeit an der Memorial University of Newfoundland im kanadischen St. John’s, wo er seit 2016 eine Professur für Politikwissenschaft innehat. Davor war Matthews Professor an der Queen’s University in Kingston, Ontario und Direktor des Canadian Opinion Research Archive. Er veröffentlichte Beiträge in renommierten Fachpublikationen wie British Journal of Political Science, American Journal of Political Science und The Journal of Politics.

(Pressemitteilung Universität Mannheim, 07. April 2017)