Manuel Siegert, Ninja Olszenka
Ethnische Ungleichheit in der Sekundarstufe I

Pp. 543-595 in: Claudia Diehl, Christian Hunkler, Cornelia Kristen (Eds.): Ethnische Ungleichheiten im Bildungsverlauf: Mechanismen, Befunde, Debatten. 2016. Wiesbaden: Springer VS

Jugendliche mit Migrationshintergrund sind in der Sekundarstufe im Mittel unvorteilhafter positioniert, haben geringere schulische Kompetenzen, müssen häufiger eine Klassenstufe wiederholen, wechseln häufiger die zunächst besuchte Schulform in Richtung einer weniger anspruchsvollen und beenden ihre Schulkarriere auch häufiger ohne Abschluss als Jugendliche ohne Migrationshintergrund. Zwar scheint sich ihre Situation in den vergangenen zehn Jahren absolut verbessert zu haben (zum Beispiel zunehmender Besuch des Gymnasiums), da dies jedoch auch auf Jugendliche ohne Migrationshintergrund zutrifft, haben sich die relativen Bildungsnachteile der jungen Migranten kaum verändert. Jedoch ist die Gruppe der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund ausgesprochen heterogen: Während beispielsweise Jugendliche mit einem türkischen, serbischen oder italienischen Hintergrund relativ große Schwierigkeiten haben, schneiden Jugendliche mit einem polnischen oder russischen Hintergrund deutlich besser und teilweise nur geringfügig schlechter als Jugendliche ohne Migrationshintergrund ab. Zentral ist hierbei aber nicht die ethnische Herkunft, sondern die Verfügbarkeit bildungsrelevanter ökonomischer, kultureller und sozialer Ressourcen: Wird der jeweilige familiäre Hintergrund berücksichtigt, verringern sich die Unterschiede zwischen den Gruppen beträchtlich.