Mona Krewel, Rüdiger Schmitt-Beck, Ansgar Wolsing
Geringe Polarisierung, unklare Mehrheiten und starke Personalisierung: Parteien und Wähler im Wahlkampf

Pp. 33-57 in: Hans Rattinger, Sigrid Roßteutscher, Rüdiger Schmitt-Beck, Bernhard Weßels (Eds.): Zwischen Langeweile und Extremen: Die Bundestagswahl 2009. 2011. Baden-Baden: Nomos
[Wahlen in Deutschland]

Im Wahlkampf versuchen die Parteien und ihre Kandidaten, durch strategisch geplante Kommunikationskampagnen die Vorstellungen und Einstellungen der Wähler so zu beeinflussen, dass sich dadurch ihre Wahlchancen verbessern. Vor dem Hintergrund des Rückgangs der Parteibindungen in den letzten Jahrzehnten und der zunehmenden Neigung von Wählern, ihre Wahlentscheidungen erst kurz vor dem Wahltag zu treffen, ist davon auszugehen, dass die Bedeutung von Wahlkämpfen für das Wählerverhalten langfristig zunimmt. Die Parteien müssen ihnen daher grundsätzlich größere Beachtung schenken und sie können sich auch nicht mehr damit begnügen, ihre Kampagnen primär auf die Mobilisierung und Aktivierung der eigenen Anhängerschaft auszurichten. Vielmehr müssen sie komplexere Strategien entwickeln, welche ungebundene Wähler anziehen, ohne den traditionellen Unterstützerkern zu entfremden. In diesem Aufsatz wird zunächst beschrieben, wie und unter welchen Rahmenbedingungen die Parteien vor der Bundestagswahl 2009 ihre Kampagnen geplant und gestaltet haben. Daran anschließend wird die Entwicklung der öffentlichen Meinung über den Zeitraum des Wahlkampfs hinweg betracht und der Beitrag wendet sich der Dynamik von Wahrnehmungen, Einstellungen und Präferenzen der Wähler im Bundestagswahlkampf 2009 zu.