Der Beitrag untersucht zwei alternative Hypothesen zum langfristigen Wandel der Hintergründe des Wahlverhaltens in Westdeutschland: die aus der Individualisierungsthese des politischen Verhaltens ableitbare Erwartung, dass der Einfluss der sozialen Gruppenzugehörigkeit und Gruppenbindung auf das Wahlverhalten langfristig abgenommen und die Bedeutung von einstellungsbasierten Faktoren zugenommen hat, und die Alternativhypothese, dass die Bedeutung von Einstellungsvariablen für die parteipolitischen Präferenzen der Wähler in Abhängigkeit von Eigenschaften der Bundestagswahlkämpfe wie ihrer Konzentration auf Kandidaten, Themen oder ideologische Unterschiede zwischen den Akteuren variiert. Die Ergebnisse zeigen, dass wenig für eine langfristig wachsende Bedeutung von Einstellungen spricht. Auch die Hypothese, dass die thematischen Akzente von Bundestagswahlkämpfen für die Hintergründe des Wahlverhaltens bedeutsam sind, wird nicht bestätigt.