Jörg Dollmann
Unwillig oder benachteiligt? Migranten im deutschen Bildungssystem

Pp. 235-259 in: Rolf Becker, Wolfgang Lauterbach (Eds.): Bildung als Privileg: Erklärungen und Befunde zu den Ursachen der Bildungsungleichheit. 5th ed. 2016. Wiesbaden: Springer VS

Die Erklärung von Unterschieden im Bildungserfolg verschiedener Gruppen über eine Differenzierung zwischen Leistungsdisparitäten und Unterschieden in den Bildungsentscheidungen wird zunehmend zum Standard in der empirischen Bildungsforschung. Vor diesem Hintergrund lassen sich auch die immer zahlreicher werdenden Befunde zum Abschneiden von Migranten (Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Formulierung verzichtet. Selbstverständlich richten sich alle Formulierungen gleichermaßen an beide Geschlechter.) im deutschen Bildungssystem einordnen. So werden einerseits an verschiedenen Etappen des Schulsystems Leistungsunterschiede berichtet. Derartige Kompetenzunterschiede lassen sich bereits vor und bei der Einschulung nachweisen (Becker und Biedinger 2006; Becker et al. 2013; Dubowy et al. 2008), bleiben im Laufe der Grundschulzeit bestehen (Dollmann 2010; Kristen 2008) und setzen sich auch in der Sekundarstufe fort (Baumert et al. 2003; Müller und Stanat 2006; Segeritz et al. 2010).