Die französischen Chambres de commerce et dʼindustrie gehören im internationalen Vergleich zum öffentlich-rechtlichen kontinentalen Kammermodell. Dieses war traditionell durch eine erhebliche Staatsnähe einerseits und eine starke Lokalisierung der Kammern andererseits gekennzeichnet. In verschiedenen Etappen seit den 1990er Jahren, vor allem aber durch eine grundlegende Reform 2010 wurden die französischen Kammern in ihrer finanziellen Ausstattung deutlich eingeschränkt und organisatorisch regionalisiert. Diese Veränderung beinhaltete neben Fusionen der lokalen Kammern einen deutlichen Kompetenzzuwachs der regionalen Kammern. Diese orientieren sich überdies in ihrem geografischen Zuschnitt an den Territorialreformen der französischen Regierungen, die sich als zentraler Treiber der Kammerentwicklung erweisen. Im Effekt erfolgte eine Machtverschiebung im französischen Kammersystem, die zuungunsten der lokalen Unternehmer verlief.