Die endgültige Entscheidung der Staats- und Regierungschefs der EU vom 2. Mai 1998 zur Einführung des Euro als der gemeinsamen Währung von elf Mitgliedstaaten wurde in Kenntnis der Tatsache gefasst, dass die deutsche öffentliche Meinung der neuen Währung skeptisch bis ablehnend gegenüber stand. Die in diesem Artikel zu beantwortende Forschungsfrage ist inwieweit die damaligen Regierungsparteien CDU/CSU und FDP dafür bei der Bundestagswahl im Herbst 1998 Nachteile in Kauf nehmen mussten. Nach einer Beschreibung der Entwicklung der Einstellungen zum Euro in der deutschen Wählerschaft und der Priorität, die diesem Thema zugemessen wurde, werden in Abschnitt 3 die Ergebnisse einer eigenen Untersuchung der Einstellungen zum Euro mit dem Ziel vorgestellt, einige Ursachen der deutschen Euro-Skepsis und mögliche Folgen für die Einstellung zur weiteren europäischen Integration herauszuarbeiten. Dann folgt in Abschnitt 4 eine Untersuchung der Wählerwahrnehmungen im Hinblick auf die europapolitische Position der Parteien. Damit kann das Argument geprüft werden, dass das aus der Euro-Entscheidung möglicherweise resultierende Risiko der Wiederwahl der Regierung Kohl deshalb minimal gewesen sei, weil die etablierten Parteien sowieso alle denselben positiven Standpunkt vertreten hätten. Empirisch lässt sich zeigen, dass die CDU/CSU am meisten mit der weiteren europäischen Integrationspolitik identifiziert wird, so dass die im letzten Abschnitt festgestellten Nachteile dieser Partei bei der Bundestagswahl 1998 nicht überraschend sind. Die der Europapolitik der Regierung Kohl zuschreibbaren Wählerverluste haben sich aber in Grenzen gehalten und werden mit einem neuen Verfahren auf unter einen halben Prozentpunkt geschätzt.