Die Mitglieder von Bundestag und Bundesrat stimmten im April 1998 mit sehr großen Mehrheiten für die Teilnahme Deutschlands an der dritten Stufe der Währungsunion, obwohl ihnen bewußt war, daß die von ihnen vertretenen Bürger diesen Schritt zum damaligen Zeitpunkt mehrheitlich ablehnten. Dieses Problem wichtiger politischer Entscheidungen in Demokratien wird zunächst empirisch angegangen. Anhand von Eurobarometer-Zeitreihen wird gezeigt, daß die öffentliche Meinung zum Euro in Deutschland sich von der in anderen EU-Staaten unterscheidet und daß sich an diesen Differenzen von 1992 bis zur endgültigen Entscheidung im Frühjahr 1998 wenig geändert hat. Im Gegensatz zu anderen Teilnehmerstaaten der Währungsunion erwarten die an Preisstabilität und günstige Wechselkurse gewöhnten Deutschen eine Verschlechterung der geldpolitischen Rahmenbedingungen. Diese skeptische Einstellung wird von den deutschen Eliten nicht geteilt. Doch alle Versuche der deutschen Bundesregierung, die deutschen Wähler von den Vorteilen der Währungsunion zu überzeugen, schlugen bis zum April 1998 fehl. Versteht man politische Führung in der Demokratie als die Fähigkeit, die öffentliche Meinung zugunsten der als richtig erkannten Position zu beeinflussen, kann man der Bundesregierung keinen Erfolg bescheinigen.