Hartmut Esser
Die Scheu der Soziologen vor dem Sonderforschungsbereich

Soziologie, 1997: 1, pp. 30-38

Die Zahl der sozialwissenschaftlichen oder gar der im engeren Sinne soziologischen Sonderforschungsbereiche war nie sehr groß. Inzwischen ist sie beängstigend klein geworden. Nicht nur für die Fachgemeinschaft der Soziologen ist das ein Problem und ein Anlaß zur Frage, warum das von den anderen Wissenschaften so ausgiebig genutzte Instrument der Forschungsförderung so wenig beansprucht wird. Die vorliegenden "Vermutungen" über die vor allem strukturellen Gründe dafür beruhen im wesentlichen auf Eindrücken aus der Zugehörigkeit des Verfassers dieses Beitrags zum Senatsausschuß für die Sonderforschungsbereiche der DFG und den damit zusammenhängenden Besuchen bei vielen sehr verschiedenen Sonderforschungsbereichen vor Ort. Die Vermutungen werden in vier Aspekten zusammengefaßt, die sich mit den Stichworten Kritische Masse, Sonderforschungsbereiche als Kollektivgut, die Ausrichtung des Instrumentes und das Umfeld der Antragstellung und Begutachtung charakterisieren lassen. Einige Bemerkungen zu Möglichkeiten für eine Änderung der "beklagenswerten" Situation beschließen den Beitrag.