Umfragedaten belegen, dass Wähler ihre Wahlentscheidungen heutzutage später treffen als noch vor 40 Jahren. Jedoch bestehen Zweifel an der Validität der Zeitpunkt-Messung, da diese auf einer unzuverlässigen retrospektiven Selbsteinstufung fußt. Dieser Beitrag verfolgt das Ziel, den Zeitpunkt der Wahlentscheidung mit einer alternativen Messmethode auf der Grundlage von Paneldaten aus acht Wahljahren zwischen 1969 und 2009 zu messen, um zu untersuchen, ob sich die Zunahme später Wahlentscheidungen auch hier feststellen lässt. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Rückerinnerungsmethode stark fehlerbehaftet ist. Die Zunahme später Wahlentscheidungen ist deutlich geringer als bislang vermutet.