Neben der Frage nach den Determinanten der parteipolitischen Zusammensetzung ist die Aufteilung der Ämter sowie die inhaltlich-programmatischen Kompromisse ein zentraler Aspekt der Analyse von Koalitionsregierungen. In diesem Aufsatz wird auf Grundlage der Verteilung der Kabinettspositionen sowie der im Koalitionsabkommen formulierten künftigen Politikziele untersucht, ob sich CDU/CSU oder FDP in den Koalitionsverhandlungen 2009 besser durchsetzen konnten. Auf Grundlage des um Informationen zu den Koalitionsaussagen der Parteien erweiterten Modells des »Political Heart« kann die Union als der entscheidende Akteur im Koalitionsbildungs- und verhandlungsprozess 2009 bestimmt werden. Jedoch konnte sich die Union nicht in dem Maße durchsetzen, wie es aufgrund der Modellvorrausage erwartet wurde: im Vergleich zu den in den Wahlprogrammen geäußerten programmatischen Positionen konnte die CDU/CSU ihre Vorstellungen vor allem in wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen in das Koalitionsabkommen einbauen, während dies der FDP im Bereich Gesellschaftspolitik gelang. Hinsichtlich der Ämterverteilung erreichte die Union keinen überdurchschnittlichen Ministeranteil, wohl aber einen in der Gruppe der parlamentarischen Staatssekretäre, die die Christdemokraten zudem in zwei von der FDP kontrollierten Ministerien platzieren konnten.