Die Theorie der Wertsynthese von Helmut Klages besagt, dass der aktive Realist das "evolutionäre Potential des Wertewandels" repräsentiert. Er vereint die Hochschätzung traditioneller Leistungs- und Pflichtethik mit einer gleichermaßen ausgeprägten Betonung 'neuer' Selbstverwirklichungs- und Partizipationswerte. Damit stellt sich Klages gegen ein bis dato unangefochtenes Credo der Wertetheorie: Bei Parsons, Rokeach und Inglehart ist der kompetent handelnde, vernünftige, 'bessere' Bürger nur der, dem es gelingt, die mannigfaltigen und widersprüchlichen Werte der Moderne in eine klare Rangordnung zu übersetzen. Menschen, die dazu nicht in der Lage sind, wird zufälliges, irrationales, chaotisches Handeln prognostiziert. Für Klages dagegen wird die Wertsynthese zum Ausdruck einer reiferen und kompetenteren Persönlichkeit. Auf der Basis einer westdeutschen Repräsentativstudie aus dem Jahr 1992 untersucht dieser Beitrag das Einstellungs- und Handlungspotential des Realisten im Vergleich zu Wertmustern, die auf einer eindeutigen Hierarchisierung von Werten beruhen. Das Ergebnis der empirischen Analyse ist eindeutig und im Einklang mit der klassischen Werttheorie: Werte sind nur dann handlungsanleitend und hilfreich, wenn sie in eine Hierarchie des wichtiger-unwichtiger, besser-schlechter gebracht werden - sonst bleibt nur Hilflosigkeit, Zukunftsangst und vor allem Konformismus.