Werner Eichhorst, J. Timo Weishaupt
Mit Neo-Korporatismus durch die Krise? Die Rolle des Sozialen Dialogs in Deutschland, Österreich und der Schweiz

IZA Discussion Paper Series; 7498
1-34 p.
,
Bonn
,
Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit
,
2013

Dieser Artikel untersucht die Rolle der Sozialpartner bei der Bewältigung der Wirtschaftskrise 2008/09 in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Fallstudien zeigen, dass zu Beginn der Krise eine schnelle Reaktion der Politik auf das gemeinsame Handeln von Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und Regierungen zurückzuführen ist. Eine zentrale Rolle kam dabei den Sozialpartnern jener Sektoren zu, die am stärksten von der Krise betroffenen waren. In der Schweiz und Österreich wurden vorhandene Verhandlungsstrukturen genutzt, während in Deutschland stärker informelle Kanäle genutzt wurden. Den Sozialpartnern gelang es dabei, ihre in den Jahren vor der Krise entwickelten sektoralen Strukturen wettbewerbsfähiger Produktion mit Hilfe staatlicher Unterstützung über die Krise hinweg zu stabilisieren. Darin drückt sich zunächst eine zeitlich und thematisch begrenzte Interessenkonvergenz von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Regierung aus, allerdings mit einem Potential für eine künftige Revitalisierung der Sozialpartnerschaft und neokorporatistischer Konzertierungen.

This article analyses the role of the social partners in weathering the Great Recession 2008/09 in Germany, Austria and Switzerland. The case studies show an initial phase of largely consensus-based fiscal expansion and adjustment of labour market policies such as short-time work programs. Social partners of those sectors most affected by the crisis played a crucial role. Policy formulation was either based on well-established corporatist interest intermediation procedures (Austria and Switzerland) or on more informal interactions (Germany). With the aid of the state, the social partners were able to stabilize the structures built prior to the crisis. On the one hand, this is an expression of temporarily and thematically converging interests between employers, labour unions and governments. On the other hand, it represents a window of opportunity to revive recently declining social partnership institutions and neocorporatist concertation.