Patrick Kraft
Correct Voting in Deutschland: Eine Analyse der Qualität individueller Wahlentscheidungen bei der Bundestagswahl 2009

Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung: Arbeitspapiere; 148
Mannheim
,
MZES
,
2012
ISSN: 1437-8574

Richard R. Lau und David P. Redlawsk (1997, 2006) schlugen eine Konzeptualisierung „korrekter“ Wahlentscheidungen vor, welche auf der Frage beruht, inwiefern individuelle Wahlentscheidungen tatsächlich den Interessen der jeweiligen Wähler entsprechen. Das vorliegende Arbeitspapier beschreibt die von Lau und Redlawsk vorgeschlagene Konzeptualisierung „korrekter“ Wahlentscheidungen und überträgt den Ansatz auf Umfragedaten für die Bundestagswahl 2009. Neben einer ausführlichen Darstellung der bisher in diesem Bereich veröffentlichten Studien wird die Operationalisierung für den deutschen Kontext diskutiert. Dabei werden sowohl kontextspezifische als auch allgemeine theoretische Änderungen der Operationalisierung vorgeschlagen. Die modifizierte Konzeptualisierung wird mit den Vorwahl-Querschnittsdaten der German Longitudinal Election Study (GLES) zur Bundestagswahl 2009 validiert. Dabei wird geprüft, ob die wichtigsten Determinanten korrekter Wahlentscheidungen den theoretischen Vorhersagen des Modells entsprechen. Es zeigt sich, dass mit dem politischen Wissen und der Stärke der Parteiidentifikation, zwei der drei zentralen Einflussfaktoren zur Überprüfung der Konstruktvalidität die erwarteten positiven Zusammenhänge aufweisen. Die Ergebnisse deuten somit darauf hin, dass das Konzept bei einer Übertragung auf den deutschen Kontext durchaus vergleichbaren Mechanismen unterliegt. Während sich die Analysen von Lau und Redlawsk (2006) insbesondere auf die Wirkung verschiedener Informationsverarbeitungsstrategien und Heuristiken konzentrieren, liegt der Fokus dieser Arbeit somit auf der Übertragung und Anpassung der grundlegenden Konzeptualisierung des theoretischen Konstrukts korrekter Wahlentscheidungen. Zudem werden mögliche Probleme des Konzepts „korrekter“ Wahlentscheidungen diskutiert und mögliche weitere Forschungsansätze vorgeschlagen.