Horst Hegmann
Die soziale Konstruktion konstitutioneller Präferenzen : Eine alternative Verwendungsweise der Ordnungsökonomik in der europäischen Verfassungsdiskussion

Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung: Arbeitspapiere; 50
Mannheim
,
MZES
,
2002
ISSN: 1437-8574

Ordnungsökonomen sehen die Effizienz rechtlicher Regelwerke in vollständiger Abhängigkeit von individuellen Präferenzen und Restriktionen. Was in der Theoriebildung zu aussagekräftigen Modellen verhilft, führt bei konkreten Regel- oder Politikempfehlungen immer dort zu Problemen, wo die For-scher mangels hinreichenden Spezialwissens die Vielfalt real vorfindbarer Präferenzen und Restriktio-nen durch radikal vereinfachende Annahmen normieren müssen. Ihre Empfehlungen sind dann immer gerade so gut, wie die von ihnen bei der Situationsbeschreibung der Akteure zu Grunde gelegten An-nahmen. Stellt man nicht den künstlich erzeugten Konsens hinsichtlich der individuellen Situations-wahrnehmungen an den Anfang der ökonomischen Analyse, sondern erklärt einen diesbezüglichen Konsens zum Leitbild des kollektiven konstitutionellen Meinungs- und Willensbildungsprozesses, kann man die Verfassungsökonomik zur Strukturierung der Diskussion um eine adäquate europäische Verfassung nutzen.

Dieses Arbeitspapier ist Ergebnis eines Beitrags zur Tagung "Verfassungspolitik in der Europäischen Union" im DFG-Forschungsschwerpunkt "Regieren in der EU" im November 2001 in Mannheim. Abgedruckt ist es in dem Sammelband, in dem die Beiträge zu dieser Tagung gebündelt wurden.

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