Die Wahlprogramme der Parteien stellen Politikangebote an die Wähler dar. Es sind die Policypakete, zwischen denen die Bürger alle vier Jahre entscheiden können. In diesem Beitrag beantworten wir die Frage, inwieweit man aus den Wahlprogrammen Information über die ideologischen Richtungen herauslesen kann, die von den einzelnen Parteien vertreten werden. Hierfür treffen wir eine wichtige Vorentscheidung: Wir analysieren die Parteipositionen für den Bereich der Wirtschafts-, Sozial- und Finanzpolitik getrennt vom Bereich der Innen-, Rechts- und Gesellschaftspolitik. Wir erwarten nämlich für das deutsche Parteiensystem eine zweidimensionale Konfliktstruktur, die Laver/Hunt als Benelux-Konstellation bezeichnen. Der untersuchte Zeitraum reicht von 1980 bis 2002, in dem zwei Regierungswechsel und zwei Eintritte neuer Parteien ins Parteiensystem stattfanden. Unsere empirische Analyse, die die Faktorenanalyse auf die Daten aus dem Comparative-Manifesto-Projekt anwendet, weist für beide Politikfelder zwei latente Dimensionen nach. Der erste Faktor erfasst die zeitspezifischen Gemeinsamkeiten der Wahlprogramme und der zweite Faktor erfasst die ideologischen Unterschiede der Parteien.