Gerrit Bauer, Thorsten Kneip
Proceptive Behavior from a Couple Perspective. It takes two – but who leads the Tango?

Wien
,
Vienna Institute of Demography, Austrian Academy of Sciences
,
2010

Fertility decisions typically involve two persons. This raises the question of how individual desires for further children transform into joint proceptive or contraceptive behavior. Previous research has proposed different approaches to this question, emphasizing either gender, joint utility, consensus, or bargaining power as key elements. We use data from the German Family Panel (PAIRFAM) to test competing hypotheses derived from existing models. We find that men and women have equal influence on the joint decision, given the strength of their child preferences. Besides this general result confirming models of joint utility there is also some evidence that men or women with a strong preference against further children exert a certain veto power on their partners, whereas only women’s bargaining power plays a role in getting their will against their partner’s desires.

Nach welchen sozialen Regelmäßigkeiten Paare über die Familiengründung oder Familien-erweiterung entscheiden, ist eine in der Fertilitätsforschung noch weitgehend ungeklärte Frage. Geht man davon aus, dass Fertilitätsentscheidungen in aller Regel im Partnerschafts-kontext getroffen werden, so ergibt sich daraus eine theoretische Perspektive, die beide Partner in die Entscheidungssituation einbezieht. Eine Paar-Perspektive bietet hierbei die Möglichkeit, familienbezogene Entscheidungsprozesse genauer zu analysieren. Zudem er-laubt ein solches Vorgehen, welches den eigentlichen Entscheidungsprozess nicht als „Black Box“ durch das Treffen von Annahmen ausblendet, Handlungsmodelle von Akteuren gegen-einander zu testen. Dieser Beitrag zielt darauf ab, existierende Ansätze darzustellen, aus ih-nen (zueinander im Widerspruch stehende) Hypothesen abzuleiten und diese schließlich auf Grundlage der ersten Welle der PAIRFAM-Daten einer empirischen Überprüfung zu unter-ziehen. Wir konzentrieren uns in diesem Beitrag auf gegenwärtig prozeptives Verhalten in-nerhalb von Partnerschaften. Wir untersuchen, unter welchen Umständen Paare auf Verhü-tungsmittel verzichten und so, bei einer gegebenen biologischen Unsicherheit, wahrschein-lich ein Kind zeugen werden. Wir adressieren folgende Fragestellungen: Wie übersetzt sich der individuelle Kinderwunsch der Partner in kollektives Verhalten? Wel-che Entscheidungsregeln wenden Paare an, wenn die Vorstellungen der Beteiligten divergie-ren? Was ermöglicht es einem der Partner, seine Vorstellungen bezüglich der gemeinsamen Familienplanung gegen die Interessen des anderen durchzusetzen?.