Elisabeth Fix  
  Italiens Parteiensystem im Wandel   vergrößerte Ansicht in neuem Fenster    
  Von der Ersten zur Zweiten Republik    
   
  274 S., Frankfurt/Main New York, Campus-Verl., 1999  
  ISBN: 3-593-36220-1  
     

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Inhaltsverzeichnis

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Abstract (engl.)

The Italian party system of the 1990s has experienced a dramatic change unique in Western Europe. The book searches for the causes and consequences of this process from a macrosociological and historical perspective. Thus, the theoretical part first reviews key classical theories of political sociology, such as the party typologies of Max Weber, Sigmund Neumann, Otto Kirchheimer as well as Stein Rokkan's historical-genetic model of party formation as to their capacity to explain the transformation of party systems. Then, the case of the Italian party system is analysed making use of the heuristic potential of the Rokkanean model. Formation and transformation of the Italian party system of the First Republic are accounted for by the institutional particularities of Italian political culture. Since party organizations as well as the the institutional order of a political system originate from the cleavage structures of a society, a major part of the second chapter is devoted to their analysis: the dualism between North and South; the conflict between the secularizing and centralizing state, on the one hand, and the Catholic Church on the other; the social gap between the political class and the broad masses as well as the cleavage between labour and capital. All important political parties haven risen from those cleavage configurations in the process of mass democratization in the 19th century: the Liberals, Christian Democrats as well as the Socialists and, later on the Communists. On the institutional level, the dominant mode of political intermediation and conflict resolution by elite cartels and compromises led to the establishment of a system of partyocracy (partitocrazia), which has been dominated by the Christian Democratic Party for more than 40 years in the postwar period. The new political party formations which have profoundly been transforming the Italian party system since the 1980s, have risen from the critique on this system of partyocracy built by the Dc. A comparative analysis of their ideologies and organizational structure forms the core of the third part of the book, which is complemented by an analysis of the changes in the electoral market from 1945 up to the present. The main conclusion is that all new political party formations can be classified as a new type of party organization, which is called the movement party.

Abstract (dt.)

Das italienische Parteiensystem befindet sich gegenwärtig in einem im westeuropäischen Vergleich einzigartigen Transformationsprozeß. Das Buch beleuchtet Ursachen und Folgen dieses grundlegenden Wandels aus makrosoziologischer Perspektive. Im einleitenden theoretischen Teil werden klassische Theorien der politischen Soziologie auf ihre Relevanz für die Erklärung des Wandels von Parteiensystemen untersucht. Das heuristische Potential des historisch-genetischen Ansatzes von Stein Rokkan nutzend, wird sodann der Fall des italienischen Parteiensystems untersucht. Entstehung und Transformation des Parteiensystems werden dabei aus den institutionellen Besonderheiten der politischen Kultur Italiens erklärt. Im Mittelpunkt der Analysen steht die Herausbildung der gesellschaftlichen Spaltungsstrukturen, aus denen sich sowohl die politischen Parteien als auch die Institutionen des politischen Systems entwickelt haben: Von konstitutiver Bedeutung waren dabei der Dualismus zwischen Nord- und Süditalien, der Staat-Kirche-Konflikt, der Gegensatz zwischen der politischen Klasse (paese legale) und den breiten Massen (paese reale) sowie der Konflikt zwischen Arbeit und Kapital. Aus diesen Konfliktkonstellationen haben sich die liberale, christdemokratische sowie sozialistische und kommunistische Partei entwickelt. Auf der institutionellen Ebene führte die Etablierung des Elitenkompromisses als grundlegendes Konfliktlösungsmittel zur Errichtung eines Systems der Parteienherrschaft (partitocrazia), dessen Protagonisten die Christdemokraten wurden. Die drei neuen politischen Formationen, welche das italienische Parteiensystem seit den achtziger Jahren grundlegend transformiert haben, nämlich Lega Nord, Forza Italia und La Rete, sind aus der Kritik des von der Dc zu wesentlichen Teilen geschaffenen Systems der Parteienherrschaft entstanden und konnten dementsprechend in der politischen Landschaft der neunziger Jahre reüssieren. Die vergleichende Analyse der Zielsetzungen, Ideologien und Programmatiken sowie Organisationsstrukturen dieser drei Organisationsinnovateure steht daher im Mittelpunkt des zweiten Teiles des Buches, der durch eine Analyse der Veränderungen des Wählermarktes von 1945 bis in die Gegenwart abgeschlossen wird. Alle drei neuen parteipolitischen Formationen lassen sich als neuer Parteientypus klassifizieren, der als Bewegungspartei bezeichnet wird.

 

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einleitung
Italiens Parteiensystem auf dem Weg von der Ersten zur Zweiten Republik

Erstes Kapitel
Parteien und Parteientypen in institutionentheoretischer Perspektive

1.

Klassische Parteientheorien der Politischen Soziologie: Das Webersche Paradigma

2.

Konflikttheorie und der Wandel der Parteiorganisationen: Das Marxsche Paradigma

3.

Stein Rokkans historisch-genetisches Modellder Parteienentstehung

Zweites Kapitel
Die historisch-institutionellen Entstehungsbedingungen des italienischen Parteiensystems

1.

Sozialstruktur, gesellschaftliche Spaltungsstrukturen und die politische Kultur Italiens

1.1.

Die Wurzeln des Dualismus zwischen Nord- und Süditalien

1.2.

Die italienische Staatsgründung und der Gegensatz zwischen politischer Klasse (paese legale) und den breiten Massen (paese reale)

1.3.

Der Staat-Kirche-Konflikt und die Bildung der katholischen Subkultur

1.4.

Der Arbeit-Kapital-Konflikt und die Bildung der sozialistischen Subkultur

2.

Massendemokratisierung und die Entstehung von Dc und Psi

3.

Die Institutionalisierung des Elitenkompromisses als zentrale Herrschaftstechnik im italienischen politischen System

4.

Die Parteienherrschaft und ihre Auswirkungen auf Staat und Gesellschaft der Ersten Republik

Drittes Kapitel
Auf dem Weg in die Zweite Republik: Die neuen Akteure Lega Nord, Forza Italia und La Rete im Vergleich

1.

Die Lega Nord

1.1.

Der Nord-Süd-Gegensatz als Leitidee der Lega- Programmatik

1.2.

Die zentralistische Führungsstruktur als Organisations- prinzip der Lega Nord

2.

La Rete

2.1.

Der Kampf gegen die Mafia als Leitidee einer Bewegung zur Schaffung einer Zivilgesellschaft

2.2.

Subsidiarität und Basisdemokratie als 0rdnungsprinzipien einer Graswurzelbewegung

3.

Forza Italia

3.1.

Das Marktprinzip und die privaten Unternehmerinteressen des Silvio Berlusconi als Leitideen für den Umbau des italienischen Staates

3.2.

Zentralisierung und Hierarchisierung als Ordnungsprinzipien zur autoritären Steuerung der öffentlichen Meinung

4.

Der Eintritt von Lega Nord, La Rete und Forza Italia in den italienischen Wählermarkt

Konklusion
Die Transformation des italienischen Parteiensystems

Literaturverzeichnis

 

Autorinneninformation:

Elisabeth Fix, Dr. phil., M.A., studierte Soziologie, Politikwissenschaft und Geschichte an der Universität Augsburg. Ihre Promotion entstand im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs für Sozialwissenschaften der Universität Mannheim. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Politische Soziologie und die historisch-vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung. Gegenwärtig ist sie wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Soziologie I der Universität Mannheim.