Egbert Jahn (Hrsg.)

 
  Nationalismus im spät- und postkommunistischen Europa  
  Band 3 - Nationalismus in den nationalen Gebietseinheiten vergrößerte Ansicht in neuem Fenster  
   
  388 S., Baden-Baden : Nomos, 2008  
  ISBN 978-3-8329-3922-9  
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Abstract

Im kommunistischen Europa gab es 38 subnationale territoriale Einheiten. Fast überall führte die Renaissance des Nationalismus im spät- und postkommunistischen Europa zur Konfrontation zwischen den nationalen Vereinheitlichungsbestrebungen der Titularethnien der alten und neuen Nationalstaaten und den national autonomistischen, föderalistischen und Unabhängigkeitsbestrebungen der größeren ethnischen Minderheiten. Die größeren Territorien mit einer mehrheitsbildenden Titularethnie strebten nach staatlicher Unabhängigkeit, die ihnen die internationale Staatengemeinschaft verweigert. In einigen Fällen wurde eine De-facto-Staatlichkeit errungen. In anderen Fällen wurde die vorherige Autonomie beseitigt. In jüngster Zeit werden in Russland die kleineren national-territorialen Gebilde aufgelöst. Umgekehrt entstanden jedoch im postkommunistischen Europa auch einige neue national-territoriale Gebilde. Im vorliegenden Band werden 15 nationale Territorien unterschiedlichen Typs unter der leitenden Fragestellung des Gesamtwerkes nach dem Verhältnis von Ethno- und Staatsnationalismus und seinen Auswirkungen auf die Gewaltneigung und Demokratieentfaltung oder -behinderung in der Umbruchszeit von 1985-1995 näher untersucht.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Andreas Kappeler
Kommentar: (Sub)-Nationalismen der Nationen ohne Staat

Fallstudien zu territorialen Einheiten der Rußländischen Föderation

Leokadija M. Drobiževa
Nationalismus in Republiken der Rußländischen Föderation (Sacha, Südossetien, Tatarstan, Tuva): die Ideologie der Führer und das Massenbewußtsein

Kaija Heikkinen/ Illka Liikanen
Ethnischer und politischer Nationalismus in der Republik Karelien 1985-1995

Valerij V. Mares’ev
Die Nationalismen Mordwiniens

Damir M. Ischakov
Das Modell Tatarstans und der Nationalismus der Tataren

Fail’ G. Safin
Baschkirischer Nationalismus in jüngerer Zeit

Ol‘ga V. Vasil’eva
Die Karatschaiisch-Tscherkessische Republik und der karatschaiische Nationalismus

Džabrail D. Gakaev
Nationale Bewegungen in Tschetschenien: Wurzeln, Etappen und Bilanzen

Rimma A. Urchanova
Die nationale Frage in Burjatien: gegenwärtige Retrospektive

Fallstudien zu territorialen Einheiten der westlichen und südlichen Länder der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS)

Susan Stewart
Die krimtatarische Nationalbewegung: Beitrag zur Stabilität oder zur Unsicherheit?

Klemens Büscher
Die "Staatlichkeit" Transnistriens - ein Unfall der Geschichte?

Hülya Demirdirek
Zurück zur Nation durch die Wiederaneignung der Muttersprache: Die Gagausen in Moldau

Aleksandr M. Kokeev
Abchasien: Auf dem Weg zur nationalen Wiedergeburt oder zum ethnokratischen Staat

Fallstudie zu einer territorialen Einheit in Südosteuropa

Zuzana Finger
Kosovo: der nationale Schattenstaat

Die Schweiz zum Vergleich

Egbert Jahn
Die Schweizer Staats- und Willensnation - Vorbild für die Regelung der Beziehungen zwischen den ethnischen und nationalen Gruppen in den osteuropäischen Staaten?

Ergänzende Bibliographie

Autorenverzeichnis

Autorinnen und Autoren

Büscher, Klemens
Geb. 1964, Senior Adviser beim Hohen Kommissar für nationale Minderheiten der OSZE, Den Haag (Niederlande). Mitte der 1990er Jahre Tätigkeit als Human Dimension Officer in der OSZE-Mission in Moldau.
Veröffentlichungen über russische Minderheiten in Moldau und der Ukraine.

Demirdirek, Hülya
Geb. 1964, Assistant Professor für Anthropologie an der Universität Victoria, Britische Kolumbien, Kanada.
Veröffentlichungen zum Staatenbau in Gagausien, zu Frauen in Aserbaidschan, zum Transnationalismus sowie zur Sex-Arbeit in Ost-Europa und der Türkei.

Drobiževa, Leokadija M.
Professorin am Institut für Soziolgie der Rußländischen Akademie der Wissenschaften (ISRosAN). Leiterin der Abteilung für Ethnosoziologie und des Zentrums für interethnische Beziehungen des ISRosAN.
Veröffentlichungen über den postkommunistischen Nationalismus, interethnische Beziehungen und föderative Beziehungen in Rußland.

Finger, Zuzana
Geb. 1959, Slawistin und Balkanologin, seit über 10 Jahren tätig im Kulturaustausch und in der Entwicklungszusammenarbeit in Südosteuropa und im arabischen Raum.
Veröffentlichungen zum Nationalismus, zur Sprachpolitik und Soziolinguistik in Ost- und Südosteuropa, Literaturübersetzungen aus dem Tschechischen und Albanischen.

Gakaev, Žabrail Ž.
1942-2005, Professor der politischen Geschichte, glavnij Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ethnologie und Anthropologie der Rußländischen Akademie der Wissenschaften, Präsident der Akademie der Wissenschaften der Tschetschenischen Republik, Mitgründer und Leiter der gesellschaftlichen Vereinigung „Friedensmission im Nordkaukasus“.
Veröffentlichungen über die historische und politische Entwicklung kaukasischer Völker und über Friedensmissionen.

Heikkinen, Kaija
Geb. 1946, Professorin für Frauen-Studien an der Universität von Joensuu.
Veröffentlichungen zur Kulturanthropologie, über ethnosexuelle Prozesse in Finnland, Rußland und Estland, über Bürgerkultur und zivile Gesellschaft in Karelien und Nord-West-Rußland, sowie über die Mythologie von Ural-Völkern.

Iskhakov, Damir M.
Geb. 1952, Leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter, Leiter des Zentrums für ethnologisches Monitoring der S. Margani-Akademie der Wissenschaften der Republik Tatarstan.
Veröffentlichungen über die Geschichte, Demographie, Ethnologie, Ethnosoziologie und über Probleme der gegenwärtigen politischen Entwicklung der tatarischen Nation.

Jahn, Egbert
Geb. 1941, em. Professor für Politische Wissenschaft und Zeitgeschichte an der Universität Mannheim, Leiter des Schwerpunkts „Neue Demokratien und Konfliktregulierung“ am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung.
Veröffentlichungen zum Nationalismus im Osten Europas, zu den Ost-West-Beziehungen, der sowjetischen Rüstungs- und Entspannungspolitik, zu Frieden, Friedensbewegung und Friedensforschung und zu politischen Streifragen.

Kappeler, Andreas
Geb. 1943, Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien.
Veröffentlichungen zur Geschichte des Rußländischen Reiches und seiner Nationalitäten und zur Geschichte der Ukraine.

Kokeev, Aleksandr
Geb. 1944, Dr. der Geschichtswissenschaften, Leitender Mitarbeiter am Institut für Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen (IMEMO) der Rußländischen Akademie der Wissenschaften.
Veröffentlichungen zur Außenpolitik Deutschlands und zu den deutsch-russischen Beziehungen, zu den Beziehungen der GUS-Staaten sowie zum georgisch-abchasischen Konflikt.

Liikanen, Ilkka
Geb. 1955, Professorin für Grenz- und Rußland-Studien, Direktorin des Karelischen Instituts an der Universität von Joensuu. Leiterin des Finnischen nationalen Postgraduierten-Studiengangs „Rußland in Europa“.
Veröffentlichungen über Nationalismus und politische Mobilisierung in Finnland, den postkommunistischen Wandel in Rußland und Estland, die europäische Integration, Grenzen und grenzüberschreitende Kooperation.

Mares’ev, Valerij V.
Geb. 1970, Ethnologe und Soziologe, Journalist in Saransk, Chefredakteur der Zeitung Izvestija Mordovii seit 2003 Minister für das Presse- und Informationwesen der Republik Mordowien. Saransk.
Veröffentlichungen über die sozialen Bewegungen Mordowiens

Safin, Fail’ G.
Geb. 1959, Leiter der Abteilung für Politikwissenschaft des Zentralen Ethnologischen Instituts der Akademie der Wissenschaften Rußlands in Ufa.
Veröffentlichungen über die ethnopolitische und sprachlich-ethnische Entwicklung Baschkortostans und des Ural-Wolga-Gebiets.

Stewart, Susan
Geb. 1967, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsgruppe Rußland/GUS an der Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin. Ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung und am Lehrstuhl für Politische Wissenschaft und Zeitgeschichte.
Veröffentlichungen über ethnopolitische Konflikte in der Ukraine und die Rolle internationaler Organisationen bzw. NGOs beim Konfliktmanagement in den Nachfolgerstaaten der UdSSR sowie über Demokratieförderung durch die Europäische Union in Ost- und Südosteuropa.

Urchanova, Rimma A.
Geb. 1964, Dozentin für russische Sprache, Literatur an der Universität Trient und der Freien Universität Bozen.
Veröffentlichungen zur russischen Ideengeschichte, Philosophie und Linguistik.

Vasiljeva, Olga V.
Forscherin am Internationalen Institut für Politische Studien, Moskau. Konsultantin (1995-2003) beim Komitee für die GUS der Staatsduma, Bundesversammlung der Rußländischen Föderation.
Veröffentlichungen über Nationalismus, Konfliktlösung und gegenwärtige politische Themen im Süd- und Nordkaukasus und Zentralasien, Rußland, Deutschland, Frankreich und Großbritannien.