In diesem Band geht es um die theoretische
Modellierung und empirische Untersuchung von Kettenmigrationsprozessen. Dabei
steht die These, dass bei der Entscheidung zur Migration soziale Beziehungen
der Migranten von zentraler Bedeutung sind, im Mittelpunkt. Anhand eines
Überblicks über die Literatur wird gezeigt, dass dieser Sachverhalt
in klassischen Erklärungsansaetzen wenig Beruecksichtigung findet. Neuere
Ansätze dagegen weisen auf die Bedeutung sozialer Netzwerke und
kumulativer Prozesse bei der Migration hin, vernachlässigen aber die
ökonomische Aspekte von Migrationsentscheidungen. Um klassische und neuere
Ansätze miteinander zu verbinden wird auf der Basis der Theorie rationaler
Entscheidungen ein allgemeines Erklärungsmodell für die Entstehung
von Kettenmigrationsprozessen vorgestellt, das soziale und familiale Netzwerke
mit einbezieht und Migration im Zeitverlauf betrachtet. Soziales Kapital
fungiert dabei als eine Art ,missing link' zwischen individuellen
Entscheidungen und resultierenden Migrationsprozessen. Die Rolle von
Verwandtschaftsnetzwerken bei der Immigrations- und Rückkehrentscheidung
am Beispiel der italienischen Migranten in Deutschland konnte empirisch
bestätigt werden. Die empirische Analyse basiert auf der amtlichen
Statistik zum Verlauf der Immigration aus Italien seit 1950, einer Stichprobe
der italienischen Befragten im Sozio-ökonomischen Panel (SOEP) zwischen
1984 und 1997 und auf Interviews aus einer qualitativen Gemeindestudie, die
1996 in Südbaden durchgeführt wurde.
|
Vorwort von Dr. Charlotte Höhn |
1 |
Einleitung |
1.1 |
Die Fragestellung: Kettenmigration und
Migrationsketten |
1.2 |
Das Anwendungsbeispiel: Italienische Immigranten in
Deutschland |
1.3 |
Methodologische Vorbemerkungen |
1.4 |
Kapitelübersicht |
|
Theoretischer Teil |
2 |
Migrationstheorien und Migrationsforschung |
2.1 |
Klassische Erklärungsansätze in der
Migrationsforschung |
2.1.1 |
Bevölkerungsgeographische Ansätze |
2.1.2 |
Makroökonomische Ansätze |
2.1.3 |
Arbeitsmarktforschung |
2.1.4 |
Ökologische und systemtheoretische
Ansätze |
2.1.5 |
Die neoklassische mikroökonomische Theorie |
2.1.6 |
Die Neue Migrationsökonomie |
2.1.7 |
Entscheidungstheoretische Ansätze |
2.1.8 |
Kritische Beurteilung der klassichen Ansätze |
2.2 |
Neuere Ansätze in der Migrationsforschung |
2.2.1 |
Transnationale Migration |
2.2.2 |
Migrationssyssteme |
2.2.3 |
Soziale Netzwerke |
2.2.4 |
Soziales Kapital |
2.2.5 |
Kumulative Verursachung von Migration |
2.2.6 |
Kritische Beurteilung der neuen
Migrationsansätze |
2.3 |
Zusammenfassung und Gesamteinschätzung |
3 |
Die Handlungs- und Entscheidungstheorie |
3.1 |
Das Entscheidungsprinzip der rationalen Wahl |
3.2 |
Der Rational-Choice-Ansatz in der Soziologie |
3.3 |
Subjektivität der Entscheidung und
Risikowahrnehmung |
3.4 |
Zusammenfassung |
4 |
Soziales Kapital |
4.1 |
Der Begriff des Sozialen Kapitals |
4.1.1 |
Das Konzept des sozialen Kapitals bei James S.
Coleman |
4.1.2 |
Das Konzept des sozialen Kapitals bei Pierre
Bourdieu |
4.1.3 |
Das Konzept des sozialen Kapitals bei Robert Putnam |
4.1.4 |
Das Konzept des sozialen Kapitals bei Ronald S.
Burt |
4.2 |
Empirische Anwendungen mit sozialem Kapital |
4.2.1 |
Soziales Kapital als unabhängige und abhängige
Variable |
4.2.2 |
Die Operationalisierung von sozialem Kapital |
4.2.3 |
Zusammenfassung |
4.3 |
Soziale Netzwerke und soziales Kapital |
4.3.1 |
Weak Ties und Structural Holes |
4.3.2 |
Zusammenfassung |
4.4 |
Vertrauen und soziales Kapital |
4.4.1 |
Vertrauen in interpersonalen Beziehungen |
4.4.2 |
Vertrauenssysteme |
4.4.3 |
Zusammenfassung |
4.5 |
Soziales Kapital auf der kollektiven Ebene |
4.5.1 |
Soziales Kapital und Normen |
4.5.2 |
Soziales Kapital als Kollektivgut |
4.6 |
Das Konzept des sozialen Kapitals: Fazit |
4.6.1 |
Soziales Kapital als Ressource |
4.6.2 |
Zusammenfassende Beurteilung |
4.6.3 |
Zwei verschiedene Konzepte des sozialen Kapitals |
4.6.4 |
Der Zugriff auf Ressourcen über soziale
Beziehungen |
5 |
Ein Erklärungsmodell für
Kettenmigrationsprozesse |
5.1 |
Die Grundannahmen der Modellierung der Migration als
rationale Wahl |
5.2 |
Determinanten der Migrationsentscheidung |
5.2.1 |
Die Dimensionen des Migrationsnutzens |
5.2.2 |
Das Zusammenwirken der Nutzendimensionen bei der
Migrationsentscheidung |
5.3 |
Mehr-Ebenen-Erklärung: Soziales Kapital und
Migration |
5.3.1 |
Soziale Netzwerke und Migrationsentscheidungen |
5.3.2 |
Makro-, Meso- und Mikro-Ebene bei der Erklärung von
Migration |
5.4 |
Vertiefende Erklärung: Subjektive Wahrnehmung von
Migrationsrisiken und Migrationsentscheidungen im Lebensverlauf |
5.4.1 |
Die Methode der abnehmenden Abstraktion |
5.4.2 |
Vertrauen und soziales Kapital bei
Migrationsentscheidungen |
5.4.3 |
Migration als Entscheidung unter Unsicherheit |
5.4.4 |
Risiken und Strategien bei Migrationsentscheidungen |
5.4.5 |
Sequenzen von Bleibe-, Migrations- und
Rückkehrentscheidungen |
5.4.6 |
Migrationsentscheidungen im Lebenszyklus |
5.5 |
Genetische Erklärung kumulativer
Kettenmigrationsprozesse |
5.5.1 |
Phasen bei der Kettenmigration |
5.5.2 |
Genetische Erklärung |
5.5.3 |
Feedback-Mechanismus, Kumulativer Prozess und
Transformationsprozess |
5.5.4 |
Der Phasenverlauf eines Kettenmigrationsprozesses als
Diffusionsprozess |
5.5.5 |
Mikrofundierung des Diffusionsprozesses durch
Schwellenwertmodelle |
5.6 |
Zusammenfassung und Hypothesen |
|
Empirischer Teil. Kettenmigration bei
italienischen Migranten in Deutschland |
6 |
Empirische Forschung zur Kettenmigration und zu sozialen
Netzwerken |
6.1 |
Methoden der empirischen Analyse von
Kettenmigration |
6.2 |
Ergebnisse empirischer Studien |
6.2.1 |
Ergebnisse aus Studien zur Kettenmigration |
6.2.2 |
Ergebnisse aus Studien zu Migranten-Netzwerken in
Deutschland |
6.3 |
Fazit bezüglich der empirischen Analysen |
7 |
Analyse von Daten der amtlichen Statistik |
7.1 |
Der Phasenverlauf der Arbeitsmigration in
Deutschland |
7.1.1 |
Die Anwerbephase bis 1973 |
7.1.2 |
Nach dem Anwerbestopp 1973 |
7.1.3 |
Hypothesen |
7.2 |
Kettenmigration aus Italien nach Deutschland? |
7.2.1 |
Die räumliche Konzentration der italienischen
Wohnbevölkerung |
7.2.2 |
Die Entwicklung der italienischen
Wohnbevölkerung |
7.2.3 |
Der Verlauf der Zuwanderung |
7.2.4 |
Der Arbeitskräftebedarf und die Zuwanderung aus
Italien |
7.2.5 |
Die Beschäftigten in der italienischen Bevölkerung
in Deutschland |
7.2.6 |
Die Geschlechterrelation in der italienischen
Wohnbevölkerung |
7.2.7 |
Die Geschlechterrelation bei der Zuwanderung |
7.2.8 |
Die Altersstruktur der italienischen
Wohnbevölkerung |
7.2.9 |
Der Familienstand der italienischen
Wohnbevölkerung |
7.3 |
Zusammenfassung der Ergebnisse aus der Analyse amtlicher
Statistiken |
8 |
Analyse von Daten des Sozioökonomischen
Panels |
8.1 |
Der Teildatensatz der italienischen Befragten im
SOEP |
8.2 |
Der Familiennachzugsprozess innerhalb der Haushalte |
8.2.1 |
Der Familiennachzugsprozess vor 1984 |
8.2.2 |
Der Familiennachzugsprozess 1984-1997 |
8.2.3 |
Die Dauer des Familiennachzugs |
8.2.4 |
Die Familiennachzugsmuster |
8.3 |
Das soziale Netzwerk der Migranten außerhalb des
Haushalts |
8.3.1 |
Verwandte außerhalb des Haushaltes |
8.3.2 |
Die Größe des Verwandtschaftsnetzwerks in
Deutschland und Italien |
8.3.3 |
Die Größe der ziel- und herkunftsortspezifischen
Netzwerke |
8.3.4 |
Die Zusammensetzung des sozialen Netzwerks in
Deutschland |
8.3.5 |
Die Ausstattung mit ortsspezifischem sozialem
Kapital |
8.4 |
Determinanten der Migration |
8.4.1 |
Die Migration im Zeitverlauf |
8.4.2 |
Hypothesen |
8.4.3 |
Die Größe der ortspezifischen Netzwerke und das
Zuzugsjahr |
8.4.4 |
Determinanten des Immigrationsjahrs: Ergebnisse |
8.5 |
Determinanten der Remigration |
8.5.1 |
Die Häufigkeit der Remigration |
8.5.2 |
Hypothesen |
8.5.3 |
Haushalte, Familientrennung und Remigration |
8.5.4 |
Das Verwandtschaftsnetzwerk und Remigration |
8.5.5 |
Die Migrationsbiographie und Remigration |
8.5.6 |
Die Datensatzstruktur bei zeitabhängiger
Codierung |
8.5.7 |
Determinanten der Remigration: Ergebnisse der bivariaten
Analyse |
8.5.8 |
Determinanten der Remigration: Ergebnisse der logistischen
Regression |
8.6 |
Zusammenfassung der Ergebnisse aus der Analyse des
SOEPs |
9 |
Auswertung einer Gemeindestudie mit italienischen
Migranten |
9.1 |
Zielsetzung der Studie |
9.2 |
Design der Studie |
9.2.1 |
Die Datenquellen |
9.2.2 |
Methodische Probleme der amtlichen Daten |
9.2.3 |
Methodische Probleme der Stichprobe |
9.2.4 |
Methodische Probleme mit dem Fragebogen und der Messung der
Netzwerke |
9.3 |
Ergebnisse |
9.3.1 |
Bestandstabellen der amtlichen Statistik der Gemeinde 1970
bis 1996 |
9.3.2 |
Daten der amtlichen Statistik der Gemeinde 1996 |
9.3.3 |
Ergebnisse der Befragung |
9.4 |
Zusammenfassung der Ergebnisse der Gemeindestudie |
10 |
Schlußfolgerungen |
10.1 |
Fazit bezüglich der empirischen Untersuchung der
Kettenmigration |
Anhang A |
Aggregat-Daten |
Anhang B |
Der SOEP-Teildatensatz Italienische Immigranten |
Anhang C |
Fragebogen |
|
Literatur |
|
Autorenverzeichnis |
Sonja Haug, Dr. phil. Dipl-Soz., studierte
Soziologie, Psychologie und Wissenschaftstheorie an der Universität
Mannheim. Ihre Promotion entstand im Rahmen des Projekts "Soziales Kapital und
Migration" am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung.
Seit Oktober 1999 ist sie wissenschaftliche Assistentin am Institut für
Soziologie der Universität Leipzig.