Stephan Ganter

 
  Soziale Netzwerke und interethnische Distanz  
  Theoretische und empirische Analysen zum Verhältnis von Deutschen und Ausländern vergrößerte Ansicht in neuem Fenster  
   
  240 S., Wiesbaden, Westdeutscher Verlag, 2003.  
  ISBN 3-531-14133-3  
   

Gehe zum

Inhaltsverzeichnis

Informationen zum Autor

Abstract

Worauf ist es zurückzuführen, dass bei manchen Deutschen eher positive und bei anderen eher negative Reaktionen gegenüber Immigranten zu beobachten sind? Wie lassen sich Grenzziehungen und soziale Distanzen gegenüber ethnischen Minderheiten erklären? Diese wichtigen, theoretisch und empirisch aber immer noch weitgehend ungeklärten Fragen stehen im Mittelpunkt dieses Buchs. Der darin entwickelte Ansatz zur Erklärung interethnischer Distanzen zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass den bislang meist vernachlässigten Einflüssen von Bezugsgruppen und sozialen Milieus großes Gewicht zugemessen wird. Distanzierende Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber ethnischen Minderheiten können demnach nicht allein auf individuelle Eigenschaften - etwa auf Bildungsniveau oder autoritäre Persönlichkeitsmerkmale - zurückgeführt werden; entscheidend ist immer auch die Verankerung der Einstellungs- und Verhaltensmuster in persönlichen Netzwerken und sozialen Milieus. Diese Überlegungen werden zu einem Erklärungsmodell ausgearbeitet, das in der Lage ist, verschiedene theoretische Ansätze zu integrieren. Die empirische Überprüfung dieses Modells stützt sich auf eine quantitative Studie, in der auch die persönliche Bezugsumgebung der Akteure sorgfältig erfasst wurde. Das außergewöhnliche Datenmaterial eröffnet wichtige neue Erkenntnisse, die für die wissenschaftliche Forschung ebenso aufschlussreich sind wie für den praktisch-politischen Umgang mit interethnischen Distanzen.

Inhaltsverzeichnis

   
  Vorwort
   
1 Einleitung
1.1 Fragestellungen, Prämissen und zentrale Hypothesen
1.2 Eine genauere Eingrenzung des Themas
1.3 Zum Aufbau der Studie
   
2. Mikro, Makro - und Meso? Zum Stand der Forschung
2.1 Beschreibungen - Erklärungen - Theorien
2.2 Makroanalytische Ansätze
2.2.1 Historische Hintergründe und "Sonderwege"
2.2.2 Modernisierung, (Des-)Integration und soziale Krisen
2.2.3 Produktionsverhältnisse und politische Ökonomie
2.2.4 Strukturelle Determinanten der Intergruppenbeziehungen
2.2.5 Zwischenfazit
2.3 Mikroanalytische Ansätze
2.3.1 Frustrationen, Aggressionen und die "Sündenbock"-Hypothese
2.3.2 Persönlichkeitsstruktur und individuelle Dispositionen
2.3.3 Kategorisierung, Akzentuierung und soziale Schemata
2.3.4 Soziale Kategorisierung und soziale Identität
2.3.5 Sozialisation, Lernen und normative Verankerungen
2.3.6 Fazit
     
3. Bringing Contexts Back In: Distanzen und soziale Kontexte
3.1 "Soziale Telepathie" und "gemeinsames Schicksal"
3.2 Bezugsgruppen
3.2.1 Beziehungsvarianten
3.2.2 Information und Norm
3.2.3 Multiple Bezugsgruppen und die "Kreuzung sozialer Kreise"
3.3 Soziale Beziehungen und Netzwerke
3.3.1 Strukturelle Grundlagen interpersonaler Beeinflussung
3.3.2 Gesamtnetzwerke und egozentrierte Netzwerke
3.3.3 Empirische Evidenzen und offene Fragen
3.4 Kontexte, Bezugsgruppen und Netzwerke - ein kurzes Resümee
     
4. Modelle und Hypothesen - Der theoretische Bezugsrahmen
4.1 Rational choice und die Werterwartungstheorie
4.2 Ein einfaches Grundmodell
4.2.1 Die "Basisdeterminanten" der theory of reasoned action
4.2.2 Ein Grundmodell zur Erklärung sozialer Distanzen
4.3 "Bounded rationality" und das Modell der Frame-Selektion
4.3.1 Das allgemeine Modell der Frame-Selektion
4.3.2 Erlernte Interpretations- und Bewertungsschemata
4.3.3 Persönliche Erfahrungen und Kontakte
4.3.4 Bezugsgruppen und die soziale Verankerung des Framing
4.3.5 Soziale Lagen und Interessen
4.4 Zwei Erklärungsmodelle - Eine Theorie
     
5. Formen und Determinanten ethnischer Grenzziehung
5.1 Formen ethnischer Grenzziehung - Eine deskriptive Bestandsaufnahme
5.1.1 Einstellungen gegenüber "Ausländern"
5.1.2 Zuzugspräferenzen
5.1.3 Persönliche Kontakte zu Ausländern
5.1.4 Soziale Distanzen gegenüber italienischen und türkischen Immigranten
5.1.5 Zwischenfazit
5.2 Bedingungen und Ursachen sozialer Distanzen
5.2.1 Das Grundmodell im empirischen Test
5.2.2 Erweiterungen des Grundmodells
5.2.3 Kovariate und alternative Erklärungsansätze
5.3 Ein letztes Zwischenfazit
     
6. Subjektive Wahrnehmung und objektive Übereinstimmung
6.1 Maßzahlen der Homogenität
6.2 Wie groß ist die tatsächliche Einstellungshomogenität?
6.3 Was bestimmt das Ausmaß der tatsächlichen Übereinstimmung?
6.3.1 Wie wichtig ist die Art der Beziehung?
6.3.2 Zentrale Determinanten der tatsächlichen Übereinstimmung
6.4 Determinanten der Einstellungshomogenität
6.4.1 "Hintergrundmerkmale"
6.4.2 Beziehungsdauer und Kontakthäufigkeit
6.4.3 Dichte und Netzwerkkomposition
6.5 Die Determinanten der Homogenität im Zusammenhang
6.5.1 Das mehrebenenanalytische Schätzmodell
6.5.1 Zentrale Ergebnisse der multivariaten Analyse
6.6 Eine kurze Einschätzung der Resultate
     
7. Resümee
8. Literatur

 

Der Autor

Stephan Ganter war von 1996 bis 1999 wissenschaftlicher Angestellter am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES) und wechselte anschließend an die Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Mannheim.