Bernhard H. Bayerlein  
  "Der Verräter, Stalin, bist Du!" vergrößerte Ansicht in neuem Fenster  
  Vom Ende der linken Solidarität. Sowjetunion, Komintern und kommunistische Parteien im Zweiten Weltkrieg 1939-1941  
  Unter Mitarbeit von Natalja S. Lebedewa, Michail Narinski und Gleb Albert. Mit einem Zeitzeugenbericht von Wolfgang Leonhard. Vorwort von Hermann Weber  
  540 S., Berlin, Aufbau-Verlag, 2008  
  ISBN: 978-3-351-02623-3  

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Inhaltsverzeichnis

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Abstract

Die Erfolgsgeschichte der Sowjetunion als Siegermacht des Zweiten Weltkrieges überstrahlte bisher die Zusammenarbeit der Diktatoren in der Zeit des Stalin-Hitler-Paktes. Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen erklärte die Komintern den »französisch-englischen Imperialismus« zum Hauptfeind und nicht den Aggressor, Hitlerdeutschland. Thälmann und andere Kommunisten wurden verraten, unangepaßte Intellektuelle unterdrückt, Ulbricht forderte, das Wort »Nazi« aus dem Wortschatz der KPD zu streichen.
Die Kommunistische Internationale und die KPD schwiegen weitgehend zu KZs und Judenverfolgung. Solch pervertiertes Denken und Handeln schockierte weltweit Antifaschisten und linke Intellektuelle.
Das Buch illustriert jene politischen Mechanismen, Propaganda und Rhetorik, die nicht unwesentlich dazu beitrugen, Europa der Kriegsmaschinerie auszuliefern.
Nach dem Überfall Hitlers auf die Sowjetunion werden Komintern und Kommunistische Parteien auf den Widerstand mit allen Mitteln ausgerichtet. Heroismus, selbstmörderische Einsätze, individueller Terror, Sowjetpatriotismus und Bündnisse mit allen Hitlergegnern bilden den Hintergrund für die Auflösung der Komintern auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkrieges.

Inhaltsverzeichnis

Wolfgang Leonhard: Der Hitler-Stalin-Pakt. Zeitzeugen erinnern sich

Hermann Weber: Vorwort

Bernhard H. Bayerlein: Innerer Verrat als Prinzip der Herrschaft. Die internationale kommunistische Bewegung und der Zweite Weltkrieg vom Stalin-Hitler-Pakt zum »Fall Barbarossa«

Teil 1: Ein Pakt gegen Antifaschismus und linke Solidarität. Der »Stalin-Hitler-Pakt« und die Rolle der Komintern. Vom Abschluß des Vertrags zum Beginn des Zweiten Weltkrieges (August-September 1939)

Teil 2: Der Beginn des Zweiten Weltkrieges, die Haltung der Sowjetunion und das erklärte Ende des Antifaschismus (September-November 1939)

Kapitel 1. Der Schock und die Konsequenzen - Die weltweite Kultur des Antifaschismus wird liquidiert. Den kommunistischen Parteien wird untersagt, Polen gegen Hitlers Angriff zu verteidigen (September 1939)

Kapitel 2. Strategische Brüche, innere und äußere Zerreißproben - Die Hintergründe der Affäre Dahlem - Kommunisten gegen antifaschistische Legionen

Kapitel 3. Vom Nichtangriffs- zum Grenz- und Freundschaftspakt der Sowjetunion mit Hitler: Die Komintern in Erklärungsnot und ohne Handlungsperspektiven (September-November 1939)

Kapitel 4. Nach fast zwei Monaten - Die Reaktion der Komintern auf den Ausbruch des Weltkrieges (Oktober-November 1939)

Teil 3: Erneute Zerreißprobe: Der Angriffskrieg der Sowjetunion auf Finnland - Die verstärkte Isolierung der Kommunistischen Parteien (Dezember 1939-März 1940)

Kapitel 1. Die Kampagne von Komintern und kommunistischen Parteien: Die unmögliche Legitimierung des Krieges

Kapitel 2. Spekulation auf Legalisierung im Hitlerreich, Bruch der Solidarität und moralische Diskreditierung der KPD. Hat die Komintern zu den nationalsozialistischen Greueln geschwiegen? (Dezember 1939 - März 1941)

Kapitel 3. Demontage der kommunistischen Parteien und forcierte Abkehr vom internationalistischen Erbe (November 1939-Juni 1940)

Teil 4: Zwischen Anpassung und Widerstand: Die offizielle Freundschaft der Sowjetunion und die neue Ausrichtung der kommunistischen Parteien gegen den deutschen Vormarsch in Europa. Den Aggressor hinnehmen, mit ihm verhandeln? Der unmögliche Spagat der kommunistischen Parteien (April 1940-September 1940)

Kapitel 1. Die deutsche Wehrmacht überrollt Europa: Frankreich, Belgien, die Niederlande, Dänemark, Norwegen ... Den Aggressor hinnehmen? (April-Juli 1940)

Kapitel 2. Widerstand oder Verhandlungen? Verstärkte Propaganda gegen Deutschland und zugleich Hoffnungen auf ein Arrangement mit dem Aggressor (Juli-September 1940)

Teil 5: Das verlorene Doppelspiel: Die Fortsetzung der offiziell freundschaftlichen Beziehungen der Sowjetunion mit Hitlerdeutschland und die Ausrichtung der Komintern gegen das deutsche Vordringen in Europa (Oktober 1940-Mai 1941)

Kapitel 1. Der Molotow-Besuch bei Hitler und Ribbentrop im November 1940: Pläne für eine Aufteilung der Welt zwischen Deutschland und der Sowjetunion

Kapitel 2. Der politische Grundwiderspruch der KPD bleibt unaufgelöst: Gegen den Vormarsch Hitlers, doch zugleich gegen seinen Sturz. Die Arbeit in den Nazi-Organisationen hatte Priorität!

Kapitel 3. Stalins Vorschlag zur Auflösung der Komintern auf dem Höhepunkt der Spannungen: Letzte Konzession zur Aufrechterhaltung der deutsch-russischen Freundschaft?

Kapitel 4. Ein Toast Stalins, ein angeblich verschwundener Briefwechsel mit Hitler und das weitere offizielle Ableugnen des bevorstehenden deutschen Angriffs

Teil 6: Schock - Katastrophe - Existenzkampf - Abwehr -Terror. Der deutsche Blitzkrieg und die Ausrichtung der Komintern auf die Verteidigung der Sowjetunion im »Großen Vaterländischen Krieg« (Juni-Oktober 1941)

Ausblick: Vaterländischer Krieg und nationale Fronten - Aktivierung, Rückzug aus der Öffentlichkeit und Auflösung der Komintern (September 1941-Mai 1943)

Kapitel 1. Der »Meister des Verdachtes«, der sich in naivster Weise selbst täuschen ließ - Das Steuer der Komintern wird herumgerissen (Juni-August 1940)

Kapitel 2. Individueller Terror, Attentate und Geiselerschießungen. Die deutsch-französische Tragödie, der problematische Beginn des Widerstands und die Folgen (August- Oktober 1941)

Anhang

Zu diesem Buch

Anmerkungen

Auswahlbibliographie und zitierte Literatur

Abkürzungen und Siglen

Liste der Pseudonyme, Kryptonyme und Akronyme

Kommentiertes Personenregister

Bildnachweis

Informationen zu den Autoren und Mitarbeitern:

Bernhard H. Bayerlein ist Historiker und Romanist am Zentrum für Europäische Sozialforschung der Universität Mannheim. Autor historischer und regionaler Studien und Editionen in Deutschland, Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden, Portugal; publizierte u.a. Archives de Jules Humbert-Droz (Amsterdam-Boston-Zürich, 1983-2001); Georg Dimitroff: Tagebücher (Berlin 2000), Paris-Berlin-Moscou. Télégrammes chiffrés du Komintern (Paris 2003), Der Thälmann-Skandal (Berlin 2003), Deutscher Oktober 1923. Ein Revolutionsplan und sein Scheitern (Berlin 2003), Mitherausgeber des "Jahrbuchs für historische Kommunismusforschung" (Berlin), Herausgeber des "International Newsletter of Communist Studies/Online" (Mannheim-Berlin).

Wolfgang Leonhard, geb. 1921 in Wien, ist Historiker, Publizist, Ostexperte; kam 1935 mit seiner Mutter Susanne in die Sowjetunion, nach Ausbildung an der Kominternschule seit 1943 Mitwirkung im "Nationalkomitee Freies Deutschland", traf im Mai 1945 mit der "Gruppe Ulbricht" in Berlin ein, dort im Propaganda-Apparat der Partei tätig bis zur Flucht nach Jugoslawien im März 1949. Sein Erlebnisbericht "Die Revolution entläßt ihre Kinder" (1955) wurde ein Bestseller. Weitere Publikationen: Völker hört die Signale. Die Anfänge des Weltkommunismus 1919 - 1924 (München, 1989); Am Vorabend einer neuen Revolution. Die Zukunft des Sowjetkommunismus (München, 1990); Meine Geschichte der DDR (Berlin, 2007).

Natalja Sergejewna Lebedewa ist russische Historikerin und Mitarbeiterin des Instituts für Allgemeine Geschichte der Russischen Akademie der Wissenschaften. Machte sich vor allem um die wissenschaftliche Aufarbeitung des Massakers von Katyn und der Geschichte der sowjetisch-baltischen Beziehungen verdient. Wurde für die Publikation der Katyn-Dokumente 2005 mit dem Verdienstorden der Republik Polen geehrt. Publizierte u.a.: Komintern i Vtoroja Mirovaja Vojna [Die Komintern und der Zweite Weltkrieg], 2 vols. (Moskau, 1994-1994); Katyn'. Prestuplenie protiv celovecestva [Katyn. Verbrechen gegen die Menschheit (Moskau, 1994); Katyn: A Crime Without Punishment (New Haven, 2008).

Michail Matwejewitsch Narinski, geb. 1942 in Moskau, ist russischer Historiker und Politikwissenschaftler, Professor für Geschichte der internationalen Beziehungen am Moskauer Staatlichen Institut für internationale Beziehungen (MGIMO). Publizierte u.a.: Centre and Periphery. The History of the Comintern in the Light of New Documents (Amsterdam, 1996); Komintern i Vtoroja Mirovaja Vojna, 2 vols. (Moskau, 1994-1994); SSSR i Francija v gody Vtoroj mirovoj vojny [Die UdSSR und Frankreich im 2. Weltkrieg] (Moskau, 2006).

Gleb Albert, geb. 1981 in Moskau, ist Doktorand und Mitherausgeber des "International Newsletter of Communist Studies/Online" (Mannheim-Berlin).