Arbeitsmarktintegration: Aussiedler und jüdische Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion in Deutschland und Israel
Das Projekt zielt darauf ab, Hypothesen zu zentralen Einflussfaktoren der Arbeitsmarktintegration, wie die Selektivität von Zuwanderern und die institutionellen Gegebenheiten der aufnehmenden Gesellschaft, durch einen strategischen Vergleich von Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion in Israel und Deutschland strenger zu testen. Dazu wurden sowohl Sekundärdaten analysiert, wie auch Primärdaten erhoben und ausgewertet. Ergebnisse: Die institutionellen Besonderheiten beider Aufnahmeländer führen entgegen der theoretischen Erwartung nicht zu einem selektiven Zuzug. Jüdische Zuwanderer aus der ehemaligen SU weisen in beiden Ländern das gleiche Qualifikationsniveau auf. Jedoch lassen sich über den gut ausgebauten Sozialstaat in Deutschland die abweichenden Befunde zur Arbeitsmarktintegration von jüdischen Zuwanderern in beiden Ländern erklären. Die zeitlich unbeschränkte materielle Unterstützung von Arbeitslosen in Deutschland ermöglicht erst die Suche nach einer geeigneten Stelle, was sowohl zu einer hohen Arbeitslosenrate wie auch zu einer häufigeren Besetzung von qualifizierten Stellen führt. Auf nationaler Ebene hat sich bisher folgendes herausgestellt: Für die Erklärung der Nachteile beider Zuwanderergruppen gegenüber den Deutschen hinsichtlich des Arbeitslosigkeitsrisikos wie auch der beruflichen Positionierung spielt vor allem die Ausstattung mit aufnahmelandspezifischen Ressourcen (Weiterbildung vor Ort, Sprachfertigkeiten und Netzwerkzusammensetzung) eine Rolle. Den Unterschieden beider Zuwanderergruppen im Vergleich kommt man insbesondere durch die Längsschnittbetrachtung auf die Spur. Jüdische Kontingentflüchtlinge brauchen gegenüber Aussiedlern fast doppelt solange für das Erlangen der ersten Arbeitsstelle nach der Zuwanderung in Deutschland, sie erreichen jedoch dabei schon viel häufiger eine gute Position. Jüdische Kontingentflüchtlinge nutzen die seitens der Grundsicherung gegebene Chance zur Akkumulation von aufnahmelandspezifischen Ressourcen stärker aus als Aussiedler. Sie nehmen länger an Weiterbildungsmaßnahmen teil und schließen dabei auch höherwertige Abschlüsse ab, sie investieren mehr Zeit in das Erlernen der deutschen Sprache und überholen sogar das Sprachniveau der Aussiedler. Dieses Vorgehen verzögert natürlich den beruflichen Einstieg, ermöglicht aber gleichzeitig erst das Erlangen von hochqualifizierten Stellen. Die Ausgangsunterschiede zwischen beiden Zuwanderergruppen prägen den weiteren beruflichen Werdegang, da nur wenig Mobilität zwischen den Arbeitsmarktsegmenten besteht.