Außen- und sicherheitspolitische Orientierungen in den USA und der Bundesrepublik: Ein Vergleich auf Bevölkerungs- und Elitenebene
Das Projekt hat außen- und sicherheitspolitische Orientierungen in den USA und der Bundesrepublik untersucht. Es sollte geklärt werden, wie die Bürger auf die Änderungen des internationalen Systems und die Außenpolitik seit 1989/90 reagiert haben. Speziell ging es um die strittige Frage, ob und in welcher Hinsicht beide Länder auf der Bevölkerungsebene als Reaktion auf Ereignisse und Elitenhandeln auseinandergedriftet sind.
Um diese Fragen zu beantworten, wurden insgesamt 130 Datensätze thematisch einschlägiger Umfragen aus den Jahren 1974 bis 2012 akquiriert und aufbereitet. Diese Datengrundlage ermöglichte Analysen der außen- und sicherheitspolitischen Orientierungen in beiden Ländern aus komparativer und zeitlicher Perspektive. Zwei ergänzende Primärdatensätze wurden erhoben, um spezielle theoretische Fragen zu bearbeiten, die sich mit den verfügbaren Sekundärdaten nicht untersuchen ließen. Das Bamberger Centrum für Empirische Studien (BACES) führte im Oktober und November 2010 eine Telefonumfrage in Deutschland unter 1.162 Personen durch. Auf Vorschlag des Projektteams wurden in das Online-Tracking T14 im Rahmen der German Longitudinal Election Study (GLES) Items zu außen- und sicherheitspolitischen Einstellungen aufgenommen; in dieser Erhebung im Mai und Juni 2011 wurden insgesamt 1.154 Deutsche online befragt. Beide Datensätze sind über das Datenarchiv von GESIS – Leibniz Institut für Sozialwissenschaften verfügbar.
Die Analysen zeigen transatlantische Unterschiede in außenpolitischen Grundhaltungen, insbesondere zur Verwendung militärischer Mittel. Im gesamten Untersuchungszeitraum waren amerikanische Bürger eher bereit, Truppen einzusetzen, um politische Ziele zu erreichen. Ein weiterer, weniger zentraler Unterschied bestand in Grundhaltungen zum Multilateralismus, wobei Amerikaner eher bereit waren, unilaterale Maßnahmen zu unterstützen. Auf beiden Seiten des Atlantiks waren diese außenpolitischen Grundhaltungen wichtige Determinanten spezifischerer Sachfrageorientierungen. Unterschiede in der Darstellung der Sachfragen auf der Elitenebene führten zu Unterschieden in der Einstellungsbildung zu diesen Sachfragen auf der Bevölkerungsebene. Das Handeln der Eliten bestimmte auch, wie sehr Unterschiede in den Grundhaltungen die transatlantischen Beziehungen beeinträchtigten.