Auswirkungen des demographischen Wandels auf politische Einstellungen und politisches Verhalten in Deutschland
Innerhalb des Projekts wurden Auswirkungen der Alterung der Bevölkerung untersucht. Unter Verwendung verschiedener Datentypen, Datensätze und statistischer Methoden wurden politische Einstellungen und politisches Verhalten aus verschiedenen Blickwinkeln analysiert. Um relevante Aspekte tiefergehend untersuchen zu können, wurden 2010 Gruppendiskussionen sowie 2011 eine CATI-Erhebung durchgeführt.
Unsere Ergebnisse belegen einen eher schwachen Zusammenhang zwischen demografischem Wandel und regionalen Wahlergebnissen. Ein Grund dafür sind Interaktionen zwischen der Entwicklung der Altersstruktur und anderen sozio-strukturellen und ökonomischen Kontextfaktoren, die den Effekt der Bevölkerungsalterung in einigen Fällen verstärken, in vielen Fällen aber auch abschwächen. Auf der Mesoebene untersuchten wir das Wahlverhalten anhand von Kohortenanalysen. Diese geben Hinweise darauf, in welchem Ausmaß und welcher Kombination Alters- und Kohorteneffekte auf die Wahlgeschichte einwirkten und inwieweit demographische Veränderungen diese Effekte beeinflussten. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die CDU/CSU und die Grünen die Parteien sind, welche am stärksten von Alterseffekten betroffen sind. Hinsichtlich der Kohorteneffekte finden wir eine Tendenz älterer Kohorten, die CDU/CSU zu wählen, wohingegen jüngere Kohorten eher der SPD oder den Grünen ihre Stimme geben. Die ermittelten Alters- und Kohorteneffekte wurden auf die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung bis 2050 angewendet. Dabei zeigt sich, dass die vorhergesagten Änderungen, die ausschließlich auf bevölkerungsdynamischen Ursachen beruhen, moderat ausfallen. Unter der Annahme, dass aktuell beobachtbare Trends im Wahlverhalten in Zukunft bestehen bleiben, erwarten wir einen leichten Rückgang der Wahlbeteiligung. CDU/CSU und FDP können mit leichten Stimmengewinnen rechnen, die SPD ist von beiden Effekten negativ betroffen. Auf der Mikroebene untersuchten wir wohlfahrtsstaatliche Einstellungen und legten ein besonderes Augenmerk auf alterssensible Politikfelder (z.B. Pflege, Bildung). Die Unterschiede nach Lebensalter sind eher gering mit einer Ausnahme: Jüngere äußern sich wesentlich besorgter hinsichtlich ihrer eigenen Alterssicherung als Ältere. In Bezug auf altersspezifische Determinanten des Wahlverhaltens legen unsere Befunde nahe, dass der Effekt von wohlfahrtsstaatlichen Präferenzen in Politikfeldern, die vorwiegend auf die Interessen Jüngerer abzielen, unter Älteren davon abhängig ist, ob diese Kinder haben oder nicht. Unter Jüngeren zeigen sich keine Unterschiede nach Elternschaft.
Die Hauptergebnisse des Projekts wurden in Fachzeitschriften sowie einer Monografie (Nomos-Verlag, 2014) publiziert.