Die europäische Öffentlichkeit ist ein kommunikativer Raum, in dem EU Politics, Polity und Policy Themen diskutiert werden. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass die Massenmedien in der heutigen Gesellschaft das wichtigste Forum der Öffentlichkeit darstellen. Der Ausgangspunkt des Projekts "Bürger in der europäischen Öffentlichkeit" war, dass bestehende Forschung bisher einen Schlüsselakteur in der europäischen politischen Kommunikation vernachlässigt hat: die EU Bürger. Dieses Projekt nimmt an, dass die Sichtbarkeit der EU-Bürger in der europäischen Öffentlichkeit wichtig ist, da sie helfen kann zwischen Entscheidungsträgern auf EU-Ebene und den Bürgerinnen und Bürgern der EU-Mitgliedstaaten zu vermitteln. Der empirische Teil des Projekts basiert auf einer Sekundäranalyse von Inhaltsanalysedaten von TV-Nachrichten und Zeitungsartikeln, die während der Europawahl 2009 gesammelt wurden.
Die Ergebnisse haben gezeigt, dass EU-Bürger keine marginale Akteursgruppe sind, sondern sie in 30 Prozent der EU-bezogenen Medienberichterstattung sichtbar werden. Doch das Bild der EU-Bürgerschaft, das in den Nachrichten sichtbar wird, ist stark mit der nationalen Ebene verbunden. Anschließende vergleichende Analysen dieser Ergebnisse im Lichte verschiedener normativer Öffentlichkeitstheorien haben gezeigt, dass man hier zwischen einer diskursiven-horizontalen und einer elitären-vertikalen Ebene der europäischen Öffentlichkeit unterscheiden kann. Die erklärenden Analysen dieser Studie zeigten, dass die Sichtbarkeit der EU-Bürgerinnen und Bürger von Merkmalen des Nachrichtenbeitrags, des Mediums, aber auch von Charakteristika der EU-Mitgliedsländer beeinflusst wird.