Demokratie Leben Lernen (DLL)
Politik ist kompliziert, langwierig und abstrakt und deshalb für Kinder nicht geeignet. Das Projekt "Demokratie Leben Lernen" (DLL) widerlegt derartige Klischees und Vorurteile. Bereits junge Kinder haben politische Orientierungen, Fähigkeiten und Kompetenzen und zeigen Interesse an politischen Fragen. Die wichtigsten Forschungsfragen sind: Über welches Ausmaß an politischem Verständnis und Grundeinstellungen zur Demokratie verfügen Kinder zum Zeitpunkt der Einschulung? Welche Veränderungen treten während der ersten Schuljahre auf? Was sind die wichtigsten Determinanten dieser Niveaus und Änderungen? Im Rahmen des DLL-Projekts werden empirisch fundierte Erkenntnisse über die frühe politische Sozialisation gewonnen. Mit einem innovativen Verfahren – das keinerlei Lese- oder Schreibkompetenz auf Seiten der Kinder erfordert – wurden die politischen Orientierungen, Fähigkeiten und Kompetenzen von rund 750 Mannheimer Grundschulkindern am Anfang ihres ersten Schuljahres erfasst. Ein Großteil dieser Kinder hat sich am Ende des ersten sowie am Ende des vierten Schuljahres nochmals an der Studie beteiligt. Zusätzlich zu den regulären Erhebungen der 1. und 2. Welle ist jeweils eine Kontrollgruppe von Kindern befragt worden. Außerdem wurden die Eltern und Lehrer/innen der Kinder befragt. Somit ist das Projekt eine einzigartige Möglichkeit sowohl die politischen Einstellungen von Schulanfängern als auch ihre Entwicklungen während der ersten Grundschuljahre zu untersuchen. Die Ergebnisse des DLL-Projekts belegen, dass das politische Bewusstsein junger Kinder von manchen Forschern, Eltern, Didaktikern und Lehrenden eindeutig unterschätzt wird. Außerdem ist klar, dass politische Orientierungen unter jungen Kindern ungleich verteilt sind: Mädchen, Kinder türkischer Herkunft oder Kinder aus Stadtteilen mit niedrigem sozioökonomischem Status haben deutlich weniger entwickelte politische Orientierungen und Kompetenzen als Jungen, Kinder deutscher Herkunft oder Kinder die in Stadtteilen mit höherem sozioökonomischen Status leben. Diese Unterschiede verschwinden nicht während der ersten Schuljahre. Der Schulbesuch bietet offensichtlich keine Kompensation für die anfänglich vorhandenen Ungleichheiten.