Die Bedeutung der Links-Rechts-Dimension im Länder- und Zeitvergleich
Die Studie hat den Bedeutungsgehalt der politischen Richtungsbegriffe “links” und “rechts” untersucht und sich hier insbesondere auf die Frage konzentriert, wie dieser Gehalt sich über die Zeit und zwischen unterschiedlichen politischen Systemen unterscheidet. Es war unsere Grundannahme, dass der Bedeutungsgehalt dieser zentralen Dimension (zumindest in den westlichen Demokratien) des ideologischen Wettbewerbs nicht statisch sondern dynamisch ist, und dass der Parteienwettbewerb der wichtigste sozio-politische Mechanismus ist, der ihren Bedeutungsgehalt definiert. Obwohl diese Annahme mit den Ergebnissen der früheren Forschung übereinstimmt (z.B. Fuchs und Klingemann 1990), werden diese in jüngeren wichtigen Studien, welche die Links-Rechts-Positionen von Parteien auf der Grundlage des Raum- und Zeit-invariaten RILE-Index (basierend auf den CMP-Daten) bestimmen, ignoriert. Es gibt eine wissenschaftliche Auseinandersetzung sowohl hinsichtlich der Inhaltsanalyse von Parteiprogrammen als auch der Bestimmung der Links-Rechts-Positionen von Parteien. Die latenten Dimensionen der Inhalte von Parteiprogrammen haben wir, auf der Grundlage der ursprünglichen Expertenkodierungen aus der MPP2 Veröffentlichung, über faktorenanalytische Verfahren geschätzt. Links-Rechts-Positionen der relevanten Parteien haben wir operationalisiert als deren mittlere Wahrnehmung (arithmetisches Mittel) durch nationale Wählerschaften, die sowohl Anhänger und Gegner der jeweiligen Parteien einschließen. Diese Parteipositionen wurden aus den Daten von repräsentativen nationalen Nachwahl-Studien errechnet. Die Studie hat ergeben, dass der Zusammenhang zwischen den Inhalten der Parteiprogramme und den Links-Rechts-Positionen der Parteien keine Konstante ist sondern eine variable. Wo die Position von Parteien auf der Links-Rechts-Dimension verortet wird, hängt sehr von ihrem Problem-Nachdruck und ihren Policy-Positionen in den unterschiedlichen Ländern und zu unterschiedlichen Zeitpunkten ab. Hier spielt auch die relative Konsolidierung des Parteienwettbewerbs ein Rolle: je konsolidierter, umso größer der Einfluss der Inhalte der Wahlprogramme auf die öffentliche Wahrnehmung der Parteipositionen.