Die Ursprünge bürokratischer Organisation: Eine vergleichende Studie politischer Karrieren und der Reproduktion von Eliten
Dieses Projekt hat konzeptionelle Perspektiven und analytische Verfahren zur Erfassung der organisationalen Seite parlamentarischer Politik entwickelt. Nach erfolgreicher Wahl übernehmen Abgeordnete des deutschen Bundestags, wie auch anderer Parlamente, eine gesetzgebende Funktion. In ihrer Rolle als Parlamentarier begegnen sie in Ausschüssen und Fraktionsämtern einer Reihe organisationaler Herausforderungen und Möglichkeiten bezüglich ihrer Karrieren. Allerdings fehlt ein vorgezeichneter Karriereverlauf. Wenn sich Abgeordnete mit unterschiedlichsten Karrieren vielschichtigen Herausforderungen ausgesetzt sehen, ergibt sich die Frage, inwieweit ihre unterschiedlichen Karrierestrategien und die organisationale Dynamik des Bundestags die Entwicklung von Gesetzesinitiativen beeinflussen.
Die im Projekt entwickelte konzeptionelle Perspektive und der empirischer Ansatz sind dreischichtig: (i) Karrierestrategien von Abgeordneten auf Individualebene, (ii) Mobilitätsmechanismen auf Organisationsebene und (iii) Informationsaustausch im Gesetzgebungsprozess. Diese Perspektiven sind kompatibel mit bestehenden Datensätzen und -quellen, welche umfassende Informationen über alle Bundestagsabgeordneten seit der ersten Legislaturperiode enthalten, einschließlich ihrer Bildungs- und Berufshintergründe sowie vorangegangener politischer Aktivitäten. Das Projekt befasste sich insbesondere mit Aufzeichnungen von Bundestagsämtern, Abstimmungsverhalten, Reden, Unterbrechungen und Anfragen, welche den Karriereweg von Abgeordneten prägen. Zur Auswertung dieser Datengrundlage hat das Projektteam einen innovativen analytischen Ansatz entwickelt. Er verbindet Verfahren der modernen Text- und Sequenzanalyse mit mikro-ökonometrischen Methoden aus der Mobilitätsforschung, einschließlich eines Mehrebenen-Modellierungsansatzes, zur Untersuchung der Variation in Karrieren und Mobilitätsmechanismen im Gesetzgebungsprozess.
Das Projekt hat unterschiedliche mögliche Strategien herausgearbeitet, mit denen Abgeordnete die parlamentarischen Abläufe für ihre eigenen Karrieren nutzen können. Diese Strategien beinhalten das Kleinreden von abweichenden Meinungen und Auffassungen, diese gar nicht erst zur Kenntnis zu nehmen, oder auf Formalitäten zu bestehen, um parlamentarische Prozesse zu verlangsamen. Mittels dieser Strategien können Abgeordnete Aufmerksamkeit auf sich und ihre politischen Projekte lenken, um größeren Einfluss zu erlangen und für höhere Ämter in Betracht gezogen zu werden.