Effekte von Übergängen im Lebensverlauf auf gesundheitliche Ungleichheiten. Zum Einfluss partnerschafts- und berufsbezogener Veränderungen auf die Gesundheit von Männern und Frauen
Das Projekt soll helfen, besser zu verstehen, wie soziale Ungleichheiten infolge von Übergängen im Lebensverlauf entstehen und sich reproduzieren. Basierend auf theoretischen Annahmen des Modells kumulativer Vor-/Nachteile untersuchen wir erstens Auswirkungen von Übergängen in den Bereichen Partnerschaft und Erwerbstätigkeit auf Veränderungen des Gesundheitszustands. Zweitens untersuchen wir Effekte dieser Übergänge auf die Gesundheit von Partner(inne)n und Kindern. Besondere Aufmerksamkeit gilt der möglichen Geschlechtsspezifik der Effekte. Theoretisches Modell: Das theoretische Modell basiert auf der Annahme, dass Übergänge im Lebensverlauf Gesundheit determinieren (Kausaleffekt) und gleichzeitig vom Gesundheitszustand beeinflusst werden (Selektion). Diese Wechselwirkung führt im Zeitverlauf zu einer sich potentiell selbst-verstärkenden Dynamik guter bzw. schlechter Gesundheit. Mögliche Kausalmechanismen (Ressourcen, Stressoren, Belastungen und Gesundheitsverhalten) werden in drei Arbeitspaketen untersucht:
Arbeitspaket 1 (partnerschaftsbezogene Übergänge) untersucht Einflüsse der Entstehung und Auflösung partnerschaftlicher Lebensgemeinschaften auf Gesundheit sowie deren Determiniertheit durch Gesundheit. Dabei unterscheiden wir zwischen ehelichen und nichtehelichen Lebensformen sowie zwischen Erst- und Folgeehen.
Arbeitspaket 2 (erwerbsbezogene Übergänge) legt den Fokus auf Zusammenhänge zwischen beruflicher Mobilität, Arbeitslosigkeit und Gesundheit. Erstens untersuchen wir, wie berufliche Aufwärts- und Abwärtsmobilität Gesundheit beeinflusst. Im zweiten Schritt werden Effekte der Arbeitslosigkeit und des Wiedereinstiegs in den Arbeitsmarkt auf Gesundheit beleuchtet. Möglicherweise moderiert der vorherige berufliche Status gesundheitliche Effekte von Arbeitslosigkeit ; das ist bislang kaum erforscht.
Arbeitspaket 3 (soziale Gesundheitsdynamiken): In diesem Arbeitspaket untersuchen wir, inwieweit andere Familienmitglieder negative Effekte beruflicher Abwärtsmobilität und von Arbeitslosigkeit abfedern. Gleichzeitig stehen Spillover-Effekte von Übergängen eines Familienmitglieds auf die Gesundheit der anderen Familienmitglieder im Fokus.
Daten und Methode: Es werden Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP), insbesondere mittels Fixed-Effects-Panelregression für ordinale abhängige Variablen, untersucht. Zusätzlich werden soziale Kontexteffekte auf Gesundheit und Gesundheitsverhalten im familialen Kontext mittels dyadischer Analysen bestimmt.
Schlussfolgerungen: Evidenzbasiertes Wissen über kritische Phasen im Lebensverlauf sowie über soziale Prozesse der Entstehung und Reproduktion gesundheitlicher Ungleichheit stellt eine wichtige Basis für die Entwicklung von Gesundheitsmaßnahmen dar. Daher sollen die Befunde aus dem Projekt niedergelassenen Ärzten, Sozialarbeitern und politischen Entscheidungsträgern zugänglich gemacht werden.
Im Berichtsjahr haben wir den zweiten Teil des Projekts abgeschlossen, in dem die gesundheitlichen Auswirkungen prekärer Beschäftigung untersucht wurden. Unser in diesem Kontext verfasster Artikel ist der erste, der zeigt, dass sich die negativen gesundheitlichen Folgen der Arbeitsprekarität im Laufe der Zeit akkumulieren; er ist auch eine der wenigen Analysen, die mehrere Dimensionen der Arbeitsprekarität berücksichtigen. Wir haben den Artikel auf zwei Konferenzen vorgestellt und nach der Einreichung bei einer Zeitschrift Gutachten erhalten; die Einreichung bei einer anderen Zeitschrift ist für Anfang 2023 geplant. Wir haben die Arbeit am dritten Teil des Projekts begonnen, der einen dyadischen Ansatz verfolgt, um die gesundheitlichen Folgen von Übergängen im Lebensverlauf zu analysieren.