Erfahrungen von Alltagsrassismus und medienvermittelter Rassismus in der (politischen) Öffentlichkeit

Das Projekt untersuchte tiefergehende untererforschte Erfahrungen des komplexen Themenfeldes des Alltagsrassismus in der Diskriminierungsforschung . Hierbei steht die Betroffenenperspektive vergleichsweise selten im Fokus. Das Projektteam führte eine Bevölkerungsumfrage in Eigenregie durch und akquirierte über ein Befragungsunternehmen Menschen mit Migrationshintergrund für die Teilnahme (N=1.791 realisierte Fragebögen). Immigrant*innen geben in der Befragung deutlich mehr Diskriminierungserfahrungen an, als mit einem klassischen Instrument im Rahmen des European Social Survey gefunden werden. Die häufigste Form im Umgang mit Diskriminierung seitens der Betroffenen ist es, diese zu ignorieren. Rassismus in Online-Kontexten wird von Befragten eher seltener berichtet. Je jünger jemand ist, desto eher fühlt sich diese Person diskriminiert.

Die Untersuchung weist insgesamt ein sehr heterogenes Bild von wahrgenommener Diskriminierung insbesondere nach Herkunftsland auf. Im Unterschied zu anderen Gruppen berichten Menschen mit türkischer Migrationsgeschichte besonders häufig von Diskriminierung und eher dann, wenn sie Bildungsaufsteiger sind oder der zweiten Migrationsgeneration angehören. Die Ergebnisse zeigen, dass die Aufgliederung der Gruppe der Menschen mit Migrationsgeschichte wichtige Ungleichheiten sichtbar macht und „Migrationshintergrund“ daher keineswegs einheitlich verstanden werden sollte. Zukünftige Untersuchungen von Diskriminierung, die auf diese Ergebnisse aufbauen, sollten daher verstärkt die Migrationsgeschichte miteinbeziehen. Unabhängig davon  sind rassistische und anderweitige Diskriminierungserfahrungen unabhängig vom Herkunftsland und weiteren Merkmalen der Migrationsgeschichte ernst zu nehmen.