Feldexperimente zur Bürgerbeteiligung bei Wahlen und Referenden

Fragestellung/Ziel: 

Die Beteiligung von Bürgern an Wahlen ist ein zentrales Element von Demokratien. In den vergangenen Jahrzehnten ist die Wahlbeteiligung in den meisten demokratischen Staaten jedoch kontinuierlich gesunken. Gleichzeitig findet sich eine deutliche soziale Ungleichheit der Wahlbeteiligung: Bürger und Bürgerinnen mit niedrigem Einkommen und geringer Bildung beteiligen sich seltener.

Vor diesem Hintergrund hat unser Projekt mit einem Feldexperiment untersucht, ob eine persönliche, überparteiliche Mobilisierungskampagne politische Partizipation steigern kann und ob sich damit auch die steigende soziale Ungleichheit der Beteiligung verringern lässt. Zu diesem Zweck haben wir im Vorfeld der Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg in zufällig ausgewählten Wahlbezirken in Mannheim und Heidelberg Haustürbesuche mit studentischen Mitarbeitern durchgeführt und diese Wahlbezirke mit einer Kontrollgruppe ohne Hausbesuche verglichen. Neben Analysen auf der Aggregatebene haben wir Umfragen sowohl in der Experimentalgruppe als auch in der Kontrollgruppe durchgeführt, was uns ermöglicht, die individuellen Hintergründe der Mobilisierung genauer zu analysieren. In einer zweiten Welle der Erhebung haben wir auch die Langfrist-Effekte der Mobilisierung für die Bundestagswahl 2017 untersucht.

Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine persönliche überparteiliche Mobilisierung der Bürger in Deutschland zu einer erhöhten Wahlbeteiligung führen kann. Die Bürger in der Experimentalgruppe gingen deutlich häufiger zur Wahl als die Bürger in der Kontrollgruppe. Signifikante Unterschiede zeigten sich sowohl auf der Aggregatebene der Wahlbezirke als auch auf der Individualebene. Die Analysen der Umfrage offenbaren außerdem unterschiedlich starke Mobilisierungseffekte für verschiedene soziale Gruppen. So war der Effekt auf die Bürgerinnen und Bürger mit niedriger Bildung etwa doppelt so stark wie auf solche mit hohem Bildungsgrad. Die Ergebnisse der Wiederholungsbefragung deuten darauf hin, dass einmalige Mobilisierung auch langfristig die Beteiligung steigern kann, da Bürger, die für eine Wahl mobilisiert wurden, auch wahrscheinlicher an der darauffolgenden Wahl teilnahmen.

Der zentrale Befund unseres Projekts ist: Bürgerinnen und Bürger lassen sich durch direkte Ansprache zur Wahlbeteiligung motivieren. Überparteiliche Mobilisierungskampagnen haben also das Potential die Wahlbeteiligung in Demokratien zu steigern und dabei auch die soziale Ungleichheit der Beteiligung zu verringern.

Fact sheet

Finanzierung: 
Baden-Württemberg Stiftung
Laufzeit: 
2015 bis 2020
Status: 
beendet
Datenart: 
Feldexperiment-Daten, offizielle Wahlstatistiken, Umfragedaten
Geographischer Raum: 
Deutschland

Veröffentlichungen