Filterblasen, politische Polarisierung und Alternativmedien

Fragestellung/Ziel: 

Dieses Projekt befasste sich mit der übergreifenden Forschungsfrage, wie alternative Medien und Nachrichtenmedien politische Einstellungen von Bürger*innen beeinflussen. Dazu haben wir eine neue Methode entwickelt, die kontextuelle Word Embeddings nutzt, um Nachrichteninhalte messbar zu machen und, gepaart mit Längsschnittdatenanalyse, die Effekte des Medienkonsums auf Rezipienten untersuchbar macht.

In einer ersten Studie entwickelten wir eine Methode zur Extrahierung interpretierbarer Messungen des Konsums von Nachrichtenmedien über Web-Browsing-Daten und unter Verwendung von „Bidirectional Encoder Representations from Transformers“ (BERT). Diese Technik bietet Forscher*innen, insbesondere Politikwissenschaftler*innen und Kommunikationsexpert*innen, ein praktisches Mittel zur Zusammenfassung des Konsums von Online-Nachrichten. Unsere Ergebnisse zeigen, dass BERT effektiv kontextuelle Worteinbettungen aus Textdaten schätzen kann, was die Messung des Nachrichtenmedienkonsums anhand digitaler Verhaltensdaten erleichtert.

In einer zweiten Studie haben wir eine Längsschnittanalyse während der Bundestagswahl 2021 durchgeführt und dabei drei Wellen von Panel-Umfragedaten und Online-Verhaltensdaten kombiniert. Wir untersuchten den Einfluss des Nachrichtenkonsums von populistisch-alternativen Nachrichten-Websiten auf das politische Vertrauen von Bürger*innen, ihre Einstellung gegenüber demokratischen Prinzipien und zu wichtigen politischen Themen. Die Analyse zeigt, dass Veränderungen im Konsum populistisch-alternativer Nachrichtenmedien zu Einstellungsänderungen führten, die sich insbesondere auf die Zufriedenheit mit der Demokratie und Unterstützung für Umweltschutz auswirken. Darüber hinaus wiesen Personen mit einem höheren Konsum alternativer Nachrichten ein geringeres Vertrauen in die Medien und die Politik sowie eine höhere Neigung zu populistischen Einstellungen auf.

In einer dritten Studie untersuchten wir, wie alternative Medien im Bundestagswahlkampf 2021 über umweltbezogene Themen berichten. Unser Ansatz umfasste die Erkennung von Umweltnachrichten, die Identifizierung latenter Themen und die Auswertung des Einflusses des Konsums alternativer Nachrichten auf Klimaeinstellungen von Bürger*innen. Wir haben herausgefunden, dass alternative Medien häufig über Umweltnachrichten durch politische Terminologien betrachten, obwohl die kurzfristigen Auswirkungen des Vorgehens auf individuelle Einstellungen begrenzt waren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Projekt unser Verständnis davon, wie alternative Medien und Nachrichtenmedien gemeinsam politische Einstellungen beeinflussen, insgesamt verbessert hat. Diese Erkenntnisse tragen zum Wissen über den Einfluss von Medien auf politisches Verhalten und deren Auswirkungen auf demokratische Gesellschaften bei.

Fact sheet

Finanzierung: 
Baden-Württemberg Stiftung
Laufzeit: 
2021 bis 2023
Status: 
beendet
Datenart: 
Umfragedaten, Webtracking-Daten
Geographischer Raum: 
Deutschland

Veröffentlichungen