Teilprojekt 1: Rekrutierungsmuster und Sozialstruktur des Offizierskorps der Nationalen Volksarmee der DDR und ihrer Vorläufer (Weber, Fingerle)
Gegenstand des von der Stiftung Volkswagenwerk geförderten Vorhabens sind die Rekrutierungsmuster sowie die Sozial-, Bildungs- und Ausbildungsstruktur des Offizierskorps der Nationalen Volksarmee bzw. ihrer Vorläuferverbände in der SBZ/DDR zwischen 1946 und Mitte der 70er Jahre. Angestrebt wird zum einen eine Untersuchung, die Aufschlüsse über den rationalen bzw. ideologischen Gehalt der Auswahlkriterien sowie über die Ursachen ihres Wandels ermöglicht. Zum andern soll der Versuch unternommen werden, vor dem Hintergrund der wechselnden zeitgeschichtlichen Konstellationen aus den jeweiligen Daten zur sozialen Herkunft und den Qualifikationsniveaus Rückschlüsse auf die militärische Professionalität und die politische Loyalität dieser Funktionäre des Sicherheitsapparates zu ziehen und sie mit den entsprechenden Einschätzungen der Armee- und Parteiinstanzen zu vergleichen.
Die Arbeit wird sich auf drei Offiziersgruppen konzentrieren, die hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Stabilität des politischen Systems als besonders wichtig erscheinen: die Offiziere der Grenztruppen, die Politoffiziere aller Truppenteile und die Truppenführer. Um den Stellenwert der Rekrutierung von NVA-Kadern im Gesamt der personalpolitischen Entscheidungen im Sicherheitsapparat genauer bestimmen zu können, wird ein Vergleich der Rekrutierungsvorgaben und Sozialprofile der Offiziere von NVA und MfS angestrebt.
Teilprojekt 2: Von der Bürgerkriegsarmee zur Nationalen Volksarmee? Die Bedeutung der NVA und ihrer Vorläuferverbände für Folgebereitschaft und politische Stabilität in der SBZ/DDR. Untersucht an ihrem Struktur- und Funktionswandel zwischen 1948 und 1962 (Weber, Hohwieler)
Gegenstand dieses ebenfalls VW-geförderten Vorhabens ist der Versuch, die Bedeutung der Streitkräfte für die politische Stabilität der SBZ/DDR zu bestimmen. Angestrebt wird die Erkenntnis der Rolle der bewaffneten Einheiten bei der Ausprägung der Staatlichkeit Ostdeutschlands und ihr Beitrag für das Entstehen von Folgebereitschaft und kollektiver Identität. Ferner soll der bisherige Forschungsstand anhand der nun verfügbaren Quellen überprüft und die bislang offenen Fragen zur Stellung der ostdeutschen Streitkräfte in der sowjetischen Deutschlandpolitik der 40er und 50er Jahre sowie die entsprechenden Positionen der ostdeutschen Seite beantwortet werden. Darüber hinaus wird untersucht werden, ob bzw. wie die östlichen Nachbarstaaten auf die Wiederbewaffnung der SBZ/DDR Einfluß zu nehmen versuchten. Überdies wird die Bedeutung der sowjetischen Berater näher beleuchtet.