Politisierte Wokeness, Wohnmobilität und räumliche Polarisierung
Fragestellung/Ziel:
"Wokeness" hat sich rasant zu einer zentralen und hoch polarisierenden politischen Streitfrage entwickelt. In Anbetracht der gesteigerten politischen Bedeutung und der affektiven Kapazität von (Anti-)Wokeness untersucht dieses Projekt die Politisierung von Wokeness und ihre nachgelagerten Konsequenzen für die politische Geografie Deutschlands. Wir argumentieren, dass die Politisierung von Wokeness sich entscheidend von der Politisierung anderer politischer Streitfragen unterscheidet. Während sich positionelle politische Präferenzen in Bezug auf Wokeness-Themen überwiegend in die soziokulturelle Dimension des politischen Wettbewerbs integrieren lassen, übersteigt die Politisierung von Wokeness bloße politisch-positionelle Meinungsverschiedenheiten. Politische Präferenzen zu „woken“ Themen dienen als Vehikel zur Aktivierung und Mobilisierung antagonistischer sozio-politischer Identitäten. Wir testen daher, wie das Phänomen der politisierten Wokeness mit der viel diskutierten politisch-geografischen Polarisierung in Deutschland einhergeht. Wir argumentieren, dass es angesichts der zunehmenden Mobilisierung von (anti-)woken Identitäten und Diskrepanzen in Passung zwischen individuellen Dispositionen zu woken Themen und dem vorherrschenden Meinungsklima im lokalen Wohnumfeld, zu einer Häufung und gesteigerten Intensität von alltäglichem politischem Konflikt führt. Folglich entstehen Gefühle sozialer Distanz zur lokalen Bevölkerung. Wir erwarten, dass eine solche Divergenz eine wichtige und unabhängige Ursache nachlassender affektiver Bindungen zum Wohnort darstellt, die ihrerseits Muster der Wohnortwahl bestimmt. Diese Selektionsprozesse der Wohnmobilität wiederum verstärken die politische Polarisierung zwischen geografischen Clustern. Wir testen unsere Argumente mit einem innovativen Mix aus Experimental- und Beobachtungsdaten, eingebettet in eine große und repräsentative geo-referenzierte Erhebung der deutschen Wohnbevölkerung.
[In Kooperation mit Stefan Jünger, GESIS.]
Fact sheet
Finanzierung:
MZES
Laufzeit:
2023 bis 2026
Status:
in Vorbereitung
Datenart:
Umfragedaten; Survey-experimente; kleinräumige Markt-, Struktur- und Raumdaten