Representation in Europe: Policy Congruence between Citizens and Elites (REPCONG)
Dieses international gemeinschaftliche Projekt untersuchte den Grad an Deckungsgleichheit zwischen den Präferenzen von Bürgern und politischen Repräsentanten. Dabei fokussierte die Fragestellung des Projekts speziell auf die Kongruenz zwischen politischen Parteien und Bürgern, im Gegensatz zur bisherigen Forschung, die sich vor allem mit Regierungskongruenz oder Output-Repräsentation beschäftigt hatte. Parteien sind in europäischen Gesellschaften die wichtigsten Akteure im Repräsentationsprozess, was die Wichtigkeit dieses Fokus und der Frage unterstreicht, welche institutionellen Faktoren einer guten Repräsentation durch Parteien förderlich sind. Ein wichtiger Aspekt des Projektes war nicht nur die Ebene der Repräsentation der Gesamtbevölkerung zu betrachten, sondern auch wie gut gesellschaftliche Subgruppen, wie ärmere Bevölkerungsschichten oder die Frauen repräsentiert sind. Die empirische Auswertung bedient sich unterschiedlicher Datenquellen. Dabei dienen die Comparative Study of Electoral Systems (CSES) oder der European Social Survey (ESS) als Quelle für Informationen zu individuellen politischen Präferenzen der Bürger. Nationale Parteiprogramme und Expertenumfragen liefern Informationen zu den politischen Präferenzen von Parteien zum einen und Abgeordneten als Individuen zum anderen. Um der hierarchischen Natur dieser Informationen gerecht zu werden, werden Techniken der Mehrebenenanalyse angewandt. Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass ein proportionales Wahlsystem der Repräsentation dienlich ist, diesen Schluss legt eine Längsschnittuntersuchung und eine Länder vergleichende Studie nahe. Dabei konnte auch gezeigt werden, dass insbesondere ärmere Bevölkerungsschichten von proportionalen Wahlregeln profitieren; ihre Unterrepräsentation ist deutlich milder in Verhältniswahlsystemen im Vergleich mit Mehrheitswahlsystemen. Weiter wurde eine verbesserte Methode zur Schätzung von gemeinsamen Politikräumen zwischen Wählern und Eliten entwickelt, die auf der Schätzung eines individuellen Transformationsparameters basiert und damit einen akkurateren Vergleich zwischen Eliten- und Bürgerpositionen ermöglicht. Schließlich wurde im Rahmen des Projektes eine neue Plattform für Wahlprogramme von europäischen Parteien geschaffen, die derzeit über 1000 Programme aus 18 Europäischen Ländern einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich macht.