Soziale Mobilität im Kontext disaggregierter Klassen: eine vergleichende Analyse des Einflusses der berufsmäßigen Strukturierung des Mobilitätsregimes
In der bestehenden soziologischen Forschungsliteratur zu sozialer Mobilität gibt es im Wesentlichen zwei weit verbreitete Ansätze, die die Vererbung von sozialen Positionen von Generation zu Generation beschreiben. Der eine Ansatz geht von aggregierten Klassenpositionen aus, die von den Eltern auf ihre Kinder übertragen werden, der andere Ansatz geht auf sozio-ökonomische Skalen zurück, die die hierarchischen Positionen der Eltern und deren Kinder in Zusammenhang bringen. Diese herkömmlichen Ansätze ignorieren jedoch auf unterschiedliche Art die möglicherweise wichtige Bedeutung von Berufen für die Vererbung gesellschaftlicher Vor- bzw. Nachteile. Die zentrale Forschungsfrage dieses Projekts lautete daher, auf welche Art und durch welche Mechanismen soziale Positionen von Eltern auf ihre Kinder übertragen werden. Sind die herkömmlichen Ansätze mitunter nicht in der Lage, diese Mechanismen offen zu legen? Gibt es womöglich ein noch höheres Maß an sozialer Immobilität in industrialisierten Ländern, was in bisherigen Ansätzen durch Ignorierung der beruflichen Ebene verdeckt wurde? Das Projekt hat eine Vielzahl repräsentativer Querschnittsdaten für die USA, Japan, Deutschland und Schweden zusammengetragen. Mit diesen Daten wurde ein international vergleichbares Mikro-Klassenschema mit 82 Kategorien gebildet, die wiederum Unterkategorien von 10 Meso-Klassen und 5 hochaggregierten Klassen sind. Mit Hilfe von log-linearen Modellen wurde gezeigt, (a) dass Mikro-Klassen ein wesentlicher Kanal für die Vererbung sozialer Positionen darstellen, (b) dass beträchtliche Immobilitäten tatsächlich bei herkömmlichen Verfahren verdeckt werden und nur durch einen disaggregierten Ansatz entdeckt werden können, und (c) dass ein Großteil der herkömmlich festgestellten Klassen-Immobilität tatsächlich auf Mikro-Klassen-Immobilität beruht. Auch wenn die berufsmäßige Strukturierung des Mobilitätsregimes in den vier Ländern unterschiedlich stark ausgeprägt ist, zeigen die Ergebnisse, dass dieser Reproduktionsmechanismus so bedeutend ist, dass er als ein fundamentales Merkmal von Mobilitätsregimen in industrialisierten Ländern angesehen werden kann. Dieser Befund wurde zusätzlich untermauert in weiteren Analysen zu intragenerationaler Mobilität sowie Analysen zur Vererbung von Berufspositionen der Väter bzw. Mütter auf ihre Töchter bzw. Söhne. Weitere Informationen unter: http://www.classmobility.org