Franz Urban Pappi, Anna-Sophie Kurella
Regierungszufriedenheit als Motiv der Wieder- und Wechselwahl. Die Bundestagswahlen von 2009 bis 2021 im Vergleich

S. 551-575 in: Wahlen und Wähler. Analysen zur Bundestagswahl 2021. 2024. Wiesbaden: Springer VS

Die in Zeitreihen als Determinante der Regierungspopularität bewährte Regierungszufriedenheit wird als individuelles Motiv der Wieder- oder Wechselwahl einer Regierungspartei unter den Bedingungen von Koalitionsregierungen für die Bundestagswahlen 2009 bis 2021 untersucht. Die Langfristpanels der GLES ermöglichen die Verwendung der Wahlabsicht bzw. der Wahlentscheidung bei der Vorwahl als unabhängige Variable zur Definition von Wieder- oder Wechselwahl. In Übereinstimmung mit der Forschungslage ergibt sich, dass die die Regierungschefin stellende Partei mehr als der Juniorpartner von der Regierungszufriedenheit profitiert – bei der Wiederwahl, beim Wechsel von einem Regierungspartner zum anderen und bei neuen Wählern, die vor vier Jahren noch eine jetzige Oppositionspartei gewählt hatten. Sie läuft aber auch Gefahr, bei Regierungsunzufriedenheit stärker abgestraft zu werden wie 2021. Hauptgewinner bei Regierungsunzufriedenheit ist diejenige Oppositionspartei, die am aussichtsreichsten eine neue Regierung führen kann, oder periphere Parteien, wenn ersterer Mechanismus durch eine große Koalition gestört ist.