Die Idealpunktschätzung auf Grundlage namentlicher Abstimmungen zur Ermittlung politischer Positionen von Parteien und Abgeordneten ist eine auch außerhalb der Forschung zum U.S.-Kongress zunehmend häufig genutzte Technik. Unser Beitrag setzt sich mit den handlungstheoretischen und methodischen Herausforderungen dieser Technik in parlamentarischen Systemen auseinander. Dabei argumentieren wir, dass das Problem der Auswahlverzerrung der Stichprobe namentlicher Abstimmungen auch bei der Idealpunktschätzung berücksichtigt werden muss. Konkret zeigen wir, dass der Dualismus von Regierung und Opposition je nach Abstimmungsvorlage die politischen Positionen von Parteien unterschiedlich stark überdeckt. Darüber hinaus demonstrieren wir, dass die Präsenz extremer Parteien zu einer Unterschätzung der politischen Distanz gemäßigter Parteien führt. Grundlage unserer Untersuchung sind 2305 namentliche Abstimmungen aus insgesamt 46 Wahlperioden in allen 16 deutschen Länderparlamenten.