Die Regierungsbildung in den deutschen Bundesländern ist durch eine zunehmende Zahl an Koalitionsoptionen gekennzeichnet und hat sich in den letzten Jahren immer weiter ausdifferenziert. Die bestehende Koalitionsforschung ist zwar in der Lage, die „typischen“ Koalitionsbildungsmuster zu erklären, bietet allerdings kaum belastbare Erkenntnisse darüber, welche Bedingungen in Kombination auftreten müssen, damit sich politische Akteure für neue, bisher nicht erprobte Koalitionsoptionen entscheiden. Der Beitrag untersucht, welche formalen Rahmenbedingungen zur Bildung von bislang nicht-etablierten Koalitionen notwendig bzw. hinreichend sind. Hierzu wird der Einfluss von fünf Bedingungen auf die Regierungsbildung in den deutschen Bundesländern seit 1990 anhand einer Qualitative Comparative Analysis analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass bereits das Fehlen von parlamentarischen Mehrheiten für die etablierten Lagerkoalitionen eine notwendige Voraussetzung für das Eingehen neuer Koalitionsformate ist. Zusätzlich wirken sich jedoch auch die Abwahl der amtierenden Regierung und ein fehlendes Mandat der Wählerschaft für die Opposition in den meisten Fällen positiv auf die Bildung neuartiger Koalitionen aus.