Koalitionsparteien unterscheiden sich in ihren Interessen an bestimmten Ministerien. In parlamentarischen Systemen ist ein Minister ein wichtiger Agenda Setter für das Politikfeld, für das er oder sie Verantwortung trägt und in dem er oder sie für die traditionellen Politikschwerpunkte seiner Partei, ein einschlägiges Ministerium vorausgesetzt, viel erreichen kann. Wir klassifizieren die Geschäftsbereiche der deutschen Landesregierungen seit dem zweiten Weltkrieg danach, wie sie schwerpunktmäßig in denselben Ministerien zusammenfasst waren. Auf diese Weise lässt sich vergleichend feststellen, welche Parteien in welchen Koalitionen welche Politikfelder kontrollierten. So stellte z.B. die CDU in den Koalitionsregierungen, an denen sie beteiligt war, überproportional häufig den Kultusminister, während die SPD für Arbeit und Soziales Verantwortung trug, was niemand überrascht, aber auch für Inneres. Letzteres ist weniger selbstverständlich, wenn man bedenkt, dass die CDU, zumindest seit 1990, dieses Politikfeld in ihren Wahlprogrammen mehr hervorhebt als andere Parteien. Wir diskutieren die Implikationen dieser Befunde für Koalitionstheorien, die diesem qualitativen Aspekt der Ministeriumsverteilung bisher wenig Aufmerksamkeit schenkten, und formulieren entsprechende Anforderungen an die Theoriebildung.
Ergänzungstabelle und Schaubild 1
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