Eine Normalwahl ist ein hypothetisches Wahlergebnis, das sich einstellen würde, wenn sich nur die lang- oder mittelfristige Voreinstellung der Wähler zu den Parteien auf das Wahlergebnis auswirken würde. Von den Kurzfrist-Einflüssen wie besonders attraktiven Kandidaten oder aktuellen Sachfragen soll abstrahiert werden. Als Messmodell für deutsche Bundestagswahlen wird die durchschnittliche Wahlabsicht von Bevölkerungsgruppen vorgeschlagen, die Teil der deutschen politisierten Sozialstruktur sind, d.h. von Gruppen wie den Katholiken oder katholischen Kirchgängern oder von Arbeitnehmern und Gewerkschaftsmitgliedern, die ein dauerhaftes Bündnis mit einer politischen Partei eingegangen sind. Dieses Messmodell wird mit dem ursprünglich für die USA entwickelten Modell verglichen, wonach der Langfristfaktor durch die Parteiidentifikation erfasst wird. Anwendungsbeispiel sind alle Bundestagswahlen der Ära Kohl, für die jeweils die unmittelbar vorher erhobenen Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen, Mannheim, als Datenbasis dienen. Die aus der politisierten Sozialstruktur folgenden Wahlabsichten werden als mittelfristig stabile Basis einer deutschen Normalwahl nachgewiesen, sodass Normalwahlergebnisse von 1983 bis 1998 berechnet werden können.