In diesem Aufsatz überprüfen wir die Gamson-Regel für alle deutschen Koalitionsregierungen auf Bundes- und Länderebene und stellen deren generelle Gültigkeit fest. Bei der Frage nach den Ursachen der Performanz der Gamson-Regel kommen wir zu dem Schluss, dass es nicht die aus einer höheren Sitzanzahl resultierende größere Verhandlungsmacht der Parteien ist, die den höheren Ämteranteil erklären kann. Vielmehr stärken unsere Ergebnisse die Hypothese, dass sich die Gamson-Regel als kooperative Norm über die Zeit hinweg etabliert hat. Abweichungen von der proportionalen Ämteraufteilung lassen sich insgesamt zugunsten kleinerer und zulasten größerer Parteien beobachten, wobei sich die Deduktion dieser Beobachtung auf einzelne Parteien als falsch erweist: Es gibt einzelne kleine Parteien, etwa Bündnis 90/Die Grünen oder die PDS, die trotz relativ geringer Größe im Durchschnitt nur unterproportional mit Ämtern bedacht werden. Ferner lassen sich Auswirkungen weiterer Variablen feststellen, wie z. B. der Größe des Parteiensystems oder der Anzahl der in einer Koalitionsregierung vertretenen Parteien.