Inwiefern kann eine Stimmenthaltung bei Wahlen zum Europäischen Parlament als euroskeptische Verhaltensweise interpretiert werden? Im vorliegenden Artikel wird diese Frage auf Basis der Nachwahlbefragung der European Election Studies 2014 empirisch untersucht. Hierzu werden verschiedene Subdimensionen von politischer Unterstützung der EU sowie unterschiedliche Nichtwählertypen herangezogen. Die Ergebnisse zeigen, dass neben traditionellen Determinanten der Nichtwahl vor allem fehlendes Vertrauen in die politischen Institutionen der EU dazu führt, dass Bürger sich in Europawahlen enthalten. Andere Einstellungen zur EU haben demgegenüber deutlich weniger Erklärungskraft für die individuelle Wahlbeteiligung. Zudem wird dargestellt, dass die Partizipationslücke zwischen Wahlen auf nationaler und europäischer Ebene, die sogenannte Euro Gap, eine Folge euroskeptischer Einstellungen ist. An nationalen Wahlen teilzunehmen, sich aber in EP-Wahlen zu enthalten, ist offenbar ein geeignetes Mittel für Bürger, um ihrer Unzufriedenheit mit der EU und deren Institutionen Ausdruck zu verleihen.