Wahlkämpfe im Wahlkreis stellen einen wichtigen Gegenstand in der neueren Wahl-, Parteien- und Kommunikationsforschung dar. Dort werden sie als adressatenbezogene Strategien politischer Parteien zur effizienten Mobilisierung von Wählerstimmen in zentralisierten und hochtechnisierten Kampagnen gedeutet. Wir schlagen in analytischer Absicht ein anderes Verständnis von lokalen Wahlkämpfen vor. Wir sehen lokale Wahlkämpfe als akteursbezogene Strategien, in der sich die Unabhängigkeit der Kandidaten im Wahlkreis nach amerikanischem Vorbild abzeichnet Wir kennzeichnen diese Deutung auch mit dem Begriff des individualisierten Wahlkampfes. Wir argumentieren, dass individualisierte Wahlkämpfe einerseits durch die Veränderung von Wählermärkten erklärt werden können und deshalb in den westlichen etablierten Demokratien zunehmend wahrscheinlich werden. Andererseits argumentieren wir, dass wahlsystemische Anreize und damit verbundene Wettbewerbskonstellationen wichtige institutionelle Bestimmungsgründe für individualisierte Wahlkämpfe darstellen. Diese These prüfen wir am Beispiel des Deutschen Mischwahlsystems auf der Basis einer schriftlichen Befragung der Kandidaten zur Deutschen Bundestagswahl 2005.